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Auf die Tuba drücken, nicht zu Tode vermitteln

PHILHARMONIE SALZBURG / ANDREAS HOFMEIR

17/01/19 So sehr er am Schuhwerk spart, so freigiebig zeigt er sich bei Wortspenden. Wer das bayrische Unikum Andreas Hofmeir kennt, erwartet gar nichts anderes: Ein Konzert mit ihm beschert Elisabeth Fuchs nicht nur einen Ausnahme-Tubisten, sondern einen Conférencier und Kabarettisten dazu.

Von Erhard Petzel

Als Draufgabe nach zwei Tuba-Konzerten setzt es nicht nur eine Fantasie für Flöte von Telemann, es gibt in Sachen Tuba launige Geschichtsbelehrung zum juchzenden Gaudium des Publikums. Die Miete für den Saal hat sich angesichts dieses Sonderangebots hoffentlich nicht erhöht.

Die Tuba-Konzerte stammen von Ralph Vaughan Williams und Jörg Duda. Obwohl bei Williams ein spätes Werk, gilt sein Tuba-Konzert f-Moll 1954 als Vorreiter für dieses Instrument. Im gefälligen Breitwand-Sound deckt es die spätromantische Klangwelt dieser Zeit ab, nicht ganz Star Wars und etwas Holst, umfassend das reiche Spektrum von schneidiger Rhythmik zu ausgedehnten lyrischen Weiten. Spielerisch durchschreitet Hofmeir seinen virtuosen Part in einem klassisch polyphon verwobenen Wechselspiel von Soloinstrument und Orchester. Jeder der traditionsgemäß angelegten drei Sätze hält eine Kadenz bereit.

Eine weitere Steigerung in der Raffinesse der polyphonen Durchmischung bringt das Konzert Nr. 1 für Tuba und Orchester von Jörg Duda. Dieser wurde von Hofmeir zum Bach seiner bayrischen Heimatgemeinde geadelt und für das klangliche Engagement zugunsten des Holzes kokett getadelt.

Duda verzichtet auf die Strenge typischer Konzertstrukturen zwar nicht grundsätzlich, löst sie aber in einem sehr abwechslungsreichen, rhapsodischen Gestus auf; vielleicht mehr Mendelssohn als Bach mit dem Klanghintergrund der Musiklandschaft hernach. Diese Musik ist Instrumentalisten außerhalb zeitgenössischer Spieltechniken zugänglich, schlägt aber dennoch Interessierte an der Musizierpraxis der Gegenwart in aufmerksamen Bann schlägt.

Nach der Uraufführung 2010 in Ingolstadt fand übrigens bereits 2011 eine Aufführung des Werks im Großen Saal des Mozarteum mit den nämlichen Ausführenden statt, deren Aufnahme den Echo Klassik Award erhielt. Es wird wohl nicht bei der Wiederaufnahme von 2019 bleiben, wenn kommende Tubavirtuosen ihr Repertoire definieren.

Nach der Pause ging Samuel Barbers Adagio for Strings als Ouvertüre nahtlos in Edvard Elgars Enigma-Variationen über. Nach dem Thema und der erste Variation ist allerdings Schluss mit Hörfluss. Schon ist Hofmeir am Mikrophon und erläutert alle paar Variationssätze deren Inhalt, ist das Enigma doch ein Rätselspiel mit Persönlichkeiten und einer Bulldogge.

Elisabeth Fuchs, notorische Musikvermittlerin, bedient damit sicherlich ein Bedürfnis ihres Publikums. Ist eine Aufschlüsselung der Charakter-Variationen doch Ausdruck gesellschaftlichen Spiels mit gewitzter Sensation. Die Wirkung ist aber vergleichbar einem Adventskalender, bei dem die Türchen offenstehen. Die Lösung des Rätsels ist gegenüber seiner Spannung immer etwas enttäuschend. Muss ich jemand stottern oder die Türe zuschlagen hören oder stört nicht genau die Konzentration darauf das Hörerlebnis?

An diesem Abend wurde einerseits der Hörfluss empfindlich unterbrochen, der die Delikatesse des Werkes stützt, andrerseits konnte man, gegen die gelieferten Bilder kämpfend, der Qualität der Musik und ihrer Zusammenstellung bewusst nachspüren. Und wenn schon Elgar am Programmende, dann der ultimative Draufgabemarsch mit Pomp ohne Umstände. Das fetzt.

Bilder: Philharmonie Salzburg/Erika Mayer

 

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