Spielerischer Aufbruch ins Neue

DIALOGE FESTIVAL / ZWISCHENSPIEL

22/11/18 Komponisten U35. Interpreten U15, starke Frauen und tonale Musik... Die Dialoge 2018 nennen sich bescheiden Zwischenspiel, bevor das Festival künftig noch vielfältiger in den Formaten, zeitlich länger und inhaltlich noch deutlicher der „zeitgenössische Spiegel“ der für die nächsten Jahre rein „mozartischen“ Mozartwoche werden wird.

Von Heidemarie Klabacher

„In der Oper ist das Zwischenspiel eine Überleitung, die Motive aufnimmt, verarbeitet, mit neuen Themen verbindet und zum nächsten Akt überleitet. In diesem Sinne verstehen wir das Dialoge Festival 2018, das auf kommende Dialoge hinführt, die noch facettenreicher, reichhaltiger und überraschender werden sollen“, sagt der künstlerische Leiter Andreas Flavdad-Geier. Stilistische Vielfalt sei ein zentrales Merkmal schon im  Eröffnungskonzert mit dem Mozarteumorchester, so Andreas Flavdad-Geier: „Zusammen mit dem Dirigenten Peter Tilling haben wir versucht, diese Vielfalt mit zahlreichen österreichischen Erstaufführungen abzubilden.“

Für diesmal also sind – von Freitag 30. November bis Sonntag 1. Dezember – die Dialoge einen Tag kürzer, folgen noch der bisherigen Programmstruktur, weisen aber auch schon auf künftige Neuerungen.

Eine Kooperation mit einem bildenden Künstler sei in der Kürze der Planungszeit nach seinem Antritt als Künstlerischer Leiter im Sommer nicht mehr sinnvoll möglich gewesen, so Flavdad-Geier. Doch sei gerade die Bildende Kunst ein Aspekt, der bei künftigen Festivals voraussichtlich noch stärker als bisher zum Tragen kommen werde.

Eine Ausstellung wird es während der Dialoge dennoch geben: Unter dem Titel In offener Verbundenheit zeigt die Stiftung die Projekte des Architekturwettbewerbs zur Neugestaltung des Pausenfoyers: „Wir laden alle Salzburgerinnen und Salzburger, alle Interessierten herzlich ein, sich persönlich ein Bild von diesem wunderbaren Projekt zu machen und mit uns darüber zu sprechen“, sagt Tobias Debuch, der kaufmännische Leiter der Stiftung.

Fix für künftige Festivals ist das moderierte Auftaktkonzert, nachmittag des 30. November um 17 Uhr im Solitär der Universität Mozarteum, ein Zeichen für noch engere Kooperationen mit der Musikuniversität. Das abendliche Eröffnungskonzert wird ausschließlich mit Werken bespielt, die erst in den letzten zwei drei Jahren entstanden sind, darunter, und das ist schon wirklich sehr neu, mit Werken zweier Komponisten, die sich erlauben, tonal zu komponieren: Johannes Motschmann gilt als Vertreter einer Neo-Klassik. Und Adam Schoenberg sei, so Flavdad-Geier, einer der meist-gespielten Komponisten in den USA, in Europa aber kaum bekannt und gespielt, eben weil er „tonal“ schreibe.

„Das Konzert Aspekte der Moderne mit Werken der jüngsten Zeit soll dem Publikum die Möglichkeit geben, gängige Vor-Urteile zu überprüfen, über stilistische Gräben zu springen und das Erwartete wie das Unerwartete im neuem Licht zu hören.“ Vertreter der älteren Komponisten-Generation treffen auf jüngere und jüngste Kolleginnen und Kollegen: „Peter Eötvös erinnert sich an Berio, Peter Ruzicka an Wagner und den Tristan, Wolfgang Rihm führt Metamorphosen fort.“

Ortswechsel heißte eine ebenfalls neue Schiene: Das Festival verlässt den geschützten Konzertraum und präsentiert Neue Musik an verschiedensten Orten mitten in der Stadt. „Aufgemischt“ würden so die „vermeintlich unabänderlichen Bedingungen der Begegnung mit Musik“. Gespielt wird vor Mozarts Geburts- und Wohnhaus, vor dem Dom oder dem Cafe Bazar, aber auch am Hauptbahnhof. 

In den Focus rücken auch auf Interpreten-Seite erstmals die ganz Jungen: Im Brunch-Konzert Kammermusik zum Frühstück mit Literatur spielen Studierende des Leopold Mozarts Instituts Werke von Henri Dutilleux, Lera Auerbach, Wolfgang Rihm, Sofia Gubaidulina, Astor Piazzolla oder William Christopher Handy. Dazu wird Christoph Wieschke vom Salzburger Landestheater Unsinns-Poesie und Dada-Gedichte lesen. „In Kooperation mit dem Leopold Mozart Institut für Begabungsförderung an der Universität Mozarteum bieten wir Ihnen die Möglichkeit, diese Klangwelt bei einem sonntäglichen Kulturfrühstück der anderen Art für sich zu erobern.“ Ein Hit werden kann der Auftritt des Dichters Franzol mit dem Geiger Emmanuel Tjeknavorian im Konzert Musik und Literatur mit Werken von Christoph Ehrenfellner.

Nicht neu, aber immer wieder eine gute Idee ist Zweimal hören: Die Chance, ihre Werke vom Ensemble Names zweimal aufgeführt und beim zweiten Mal von Hannes Eichmann moderiert zu bekommen, haben Marco Döttlinger, Oscar Jockel und Josef Ramsauer, allesamt unter 35.

Unter dem Motto Starke Frauen – eigener Stil gibt das Österreichische Ensemble für Neue Musik oenm ein Konzert mit Werken zeitgenössischer Komponistinnen. Dieses Konzert ist zudem auch Teil eines bereits anlaufenden Schulprojekts: Die jungen Leute sollen den Abend moderieren.

Zwischenspiel – das Dialoge Festival von 30. November bis 1. Dezember – mozarteum.at - der Dialoge-Hauptprospekt zum Download
Bilder: ISM / Dialoge Hauptprospekt