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Temperament und Eleganz

MOZARTEUMORCHESTER / MINASI

28/05/18 Letztes Donnerstagskonzert der Saison: Chefdirigent Riccardo Minasi fordert das Mozarteumorchester zu konzentriertem Spiel, akzentuierter Rhythmik und temperamentvoller Zügigkeit heraus. Das gibt der Musik Frische und Unmittelbarkeit, es klammert routinierte Abläufe aus und serviert dem Publikum ein anregendes Lauscherlebnis.

Von Elisabeth Aumiller

Selten auf Konzertprogrammen anzutreffen ist die Ouvertüre zur Oper „Undine“ von E.T.A. Hoffmann. Der vielseitige Ernst Theodor Amadeus Hoffmann, der seiner Mozart-Verehrung durch die Adaption „Amadeus“ in seinem eigenen Namen Ausdruck verlieh, pflegte seine künstlerischen Begabungen als Maler, Zeichner, Schriftsteller, Musiker und Komponist. Seine Opern, zahlreichen Bühnenwerke, Messen, Lieder und Kammermusik sind jedoch weitgehend vergessen. Der anfängliche Erfolg seiner Oper „Undine“ geriet nach der Vertonung der Liebesgeschichte zwischen der Wassernixe und dem Prinzen durch Albert Lortzing und Antonín Dvořak schnell in Vergessenheit. Minasi und das Mozarteumorchester bereiteten Hoffmanns Undine-Ouvertüre als flottes Konzertstück auf, kontrastierend zwischen romantisch-lyrischer Stimmung und dramatischem Antrieb.

Für Ludwig van Beethovens Klavierkonzert Nr. 4 G-Dur op. 58 war als Solist Gianluca Cascioli vorgesehen, der krankheitsbedingt kurzfristig absagen musste. Als Einspringerin konnte die in Wien lebende japanische Pianistin Yoko Kikuchi gewonnen werden. 2002 hatte sie den ersten Preis beim Internationalen Mozartwettbewerb in Salzburg gewonnen und ist seither gefragte Solistin auf internationalen Podien. Vor kurzem war sie Solistin beim Gastspiel des Mozarteumorchesters mit Minasi in Japan.

Yoko Kikuchis Spiel zeichnete sich durch Eleganz, perlende Läufe, Subtilität in Anschlag und Phrasierung sowie feine Agogik aus. Reichen Zierrat ließ sie in den Obertönen glitzern und im Gegenzug hatte sie im tiefen Register auch zupackende Griffe parat. Die Kadenz gestaltete sie fast selbstverständlich wirkend weniger auf Bravour als auf musikalische Aussage ausgerichtet. Elegisch zart eröffnete das Klavier mit dem Anfangsthema, dem die längere Orchestereinleitung folgt. Der ersten Satz – ein Ping-Pong-Dialog zwischen Klavier und Orchester. Im Andante glänzte die Pianistin mit lyrischer Kantabilität, während das Orchester mit kräftigeren Farben kontrastierte. Dennoch blieb durchgängig ein Hauch von Melancholie. Diese Stimmung nahm der dritte Satz zunächst auf, nahm aber stetig an rhythmischer Verve zu und mündete in eine opulente Schluss-Stretta.

Joseph Haydns Sinfonie D-Dur Hob I:104, nach dem Auftraggeber „Salomon“ benannt, ist nicht nur seine letzte in London komponierte, sondern seine letzte Symphonie überhaupt: Seit der Londoner Uraufführung gehört dieses herrliche Klangfest zu den zentralen Werken der symphonischen Literatur.

Schon mit den ersten kräftigen Einleitungstakten gab Minasi maßgeblich die Richtung vor und mit dem Einsetzen des ersten Themas entwickelten die Musiker das sinfonische Gestalten zur lebensvollen Klangformation mit viel Impetus und Leidenschaft. Hier Details herauszugreifen würde einem Zerpflücken gleichkommen, was der Interpretation nicht gerecht würde: Diese wirkte als ein großes Ganzes mit einem großen Bogen voller Energie, Lebendigkeit und hervorragender Spielkultur.

Die Spielzeit 2018/19 des Mozarteumorchesters – www.mozorch.at
Bild:dpk-klaba

 

 

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