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Sensationelles Salzburg-Debüt

CAMERATA SALZBURG / GREGROY AHSS / LISIECKI

07/05/18 Vergangenen Monat wurde die Camerata Salzburg mit Renaud Capuçon in Aix-en-Provence gefeiert. Letztes Wochenende bescherte sie ihren Abonnenten in Salzburg die bejubelte Erstbegegnung mit dem jungen Pianisten Jan Lisiecki.

Von Horst Reischenböck

„Wer Vieles bringt, wird Manchen etwas bringen.“ Eingedenk Goethes' Wort im Vorspiel zu „Faust“ fächerte die Camerata ihr Programm der Matinee am Sonntag (6.5.) im Großen Saal des Mozarteums differenziert auf. Zunächst ließ man in solistischer Besetzung frei atmend Raum, um gedanklich dem komplizierten Stimmengeflecht zu folgen, welches Johann Sebastian Bach in das großartige Ricercar à 6 aus dem „Musikalischen Opfer“ BWV 1079 verpackte.

Kannte Wolfgang Amadé Mozart Bachs Adagio im Klavierkonzert d-Moll BWV 1052? Gedankliche Analogien zum Andantino von Mozarts Konzerts Es-Dur KV 271 drängten sich auf: So schwermütig gespielt, wie vom 23jährigen Jan Lisiecki hat man es noch selten gehört. Wunderbar, wie einfühlsam zart er die Klavierkantilene über die Orchesterbegleitung ausbreitete.

Louise Victoire Jenamy, die Wolfgang zu seinem Konzert inspirierte, muss jedenfalls eine großartig virtuose Cembalistin gewesen sein. Von Klavier im heutigen Sinn war noch nicht die Rede. Auf einem Steinway lassen sich heute ganz andere Wirkungen erzielen. Die kostete Jan Lisiecki auch differenziert aus, silbrig im Anschlag, mit bewusst retardierenden Momenten und dynamischen Echo-Nachklängen. Dem Menuett-Einsprengsel im abschließenden Presto verliehen er amüsante Züge. Einen ersten Beifallssturm sublimierte Lisiecki dann mit Robert Schumanns „Träumerei“ aus den „Kinderszenen“ op. 15 in selten ähnlich so nachsinnend verinnerlichter Sehweise.

Nach der Pause bot ihm Dmitri Schostakowitschs Konzert c-Moll op. 35 weitere Möglichkeiten, pianistische Brillanz zu demonstrieren. Kurt Körner, Solotrompeter der Camerata, schmetterte seinen Auftakt glanzvoll strahlend in den Raum. Später gab er sich butterweich gedämpft der Kantilene des Largo hin.

Das Werk ist voller Anklänge an Beethoven, Prokofjew, Ravel oder Gershwin. Der junge Pianist Jan Lisiecki reizte die gestalterischen Möglichkeiten virtuos aus und trieb das Finale in ein Tempo hinein, das Schostakowitschs eigener Vorgabe in nichts nachstand. Überwältigend, schlicht grandios, und bejubelt.

Stürmischen Applaus für die Camerata und ihren Konzertmeister Gregory Ahss gab es auch für die Wiedergabe von Joseph Haydns Sinfonie Hob I:48 „Maria Theresia“: auftrumpfend prunkvoll im festlichen C-Dur.

Bild: Deutsche Grammophon/Holger Hage
 

 

 

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