Klaviertigerin zu Gast

STIFTUNG MOZARTEUM / MARIAM BATSASHVILI

25/04/18 In der vorjährigen Saison war Mariam Batsashvili als „Rising Star“ auf Tournee. Am Dienstag (24.4.) debütierte die Pianistin im Wiener Saal. Mit Franz Liszt gewann sie die Herzen der diesmal zahlreich wie selten zahlreich erschienenen Hörer für sich.

Von Horst Reischenböck

Vor 25 Jahren in Tiflis (Georgien) geboren, holte sich Mariam Batsashvili Feinschliff in Weimar an der Hochschule für Musik Franz Liszt. Dort gewann sie 2011 den Ersten Preis des nach ihm benannten Wettbewerbs, drei Jahre später in Utrecht sowohl den Hauptpreis als auch den Junior Jugend Award sowie wie den Preis der Presse. 2015 wurde sie mit dem Arturo Benedetti Michelangeli-Preis ausgezeichnet.

Am Beginn des Programms stand nicht, wie im Programm angekündigt, Johann Sebastian Bachs ganze Partita Nr. 2 in d-Moll BWV 1004 in der Bearbeitung von Ferruccio Busoni, sondern lediglich die berühmte Chaconne. Für Busoni waren Bach, Leitbild schon in seiner Jugend, „das Alpha des Klaviersatzes und Liszt das Omega“. Komponistenkollegen wie Joachim Raff, Johannes Brahms (für die linke Hand allein!), der Liszt-Schüler Alexander Siloti und Alfredo Casella übertrugen Bachs Solopart für Violine auch auf den Flügel. Jedoch eindeutig durch Busoni getoppt, dessen Version weit mehr als eine Übertragung darstellt. Virtuos, ausdrucksstark, mit fast orchestraler Klangfülle.

Mariam Batsashvili, von der Optik her wie ein scheues Reh an Mireille Mathieu gemahnend, wirkte in dieser ersten Viertelstunde vorerst eher etwas distanziert. Dies, obwohl sie sich kraftvoll von Anbeginn an in die Akkorde stürzte und doch im weiteren Verlauf durch differenzierten Anschlag die Dynamik des Raums nicht überforderte. Diese kluge Zurückhaltung war's wohl auch, die nach dem finalen Verklingen keinen Applaus aufkommen ließ.

Mozarts eigentlich tieftraurigem a-Moll-Rondo KV 511 versuchte Batsashvili, weniger schlüssig, eher romantische Züge zu entlocken, gleichsam auf direktem Weg zum nachfolgenden Impromptu in f-Moll op. posth. 142/1 bzw. D 935/1 von Franz Schubert hin, das ihr nicht restlos ohne Reibungen geriet.

Voll in ihrem Element, kostete sie im Moll-dominierten Teil vor der Pause noch schwungvoll jene melodische Fülle an differenzierten Stimmungen aus, die Franz Liszt wirkungsvoll in seine Ungarische Rhapsodie in cis-Moll S 244/12 verpackte. Da hatte sich Mariam Batsashvili sozusagen „frei gespielt“. Eine gute Brücke zum Es-Dur-Opus 22 von Frédéric Chopin. Sein Andante spianato reicherte sie mit glitzernden Kaskaden eines Wasserfalls die Klaviatur hinab an und trumpfte dann groß-mächtig in der Grande Polonaise brillante auf.

Als letzte Verneigung vor dem Genius loci war dann noch eine jener Liszt-Fantasien S 697 programmiert, mit denen er damaligem Publikum Opern-Melodien näher brachte. Virtuos vertrackt sind da der „Figaro“ und „Don Giovanni“ gepaart, ein eher selten zu hörendes Werk. Den Schwung trug Mariam Batsashvili nicht minder wirkungsvoll, aber augenzwinkernd zart hinein ins zugegebene, berühmt anachronistische G-Dur-Menuett op. 14/1 aus den Humoresques de Concert von Ignacy Paderewski.

Bild: mariambatsashvili.com