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Schöpferisches Finale

KULTURVEREINIGUNG / MOZARTEUMORCHESTER / MATTHEW HALLS

12/04/18 Dreimal das Haydn-Oratorium „Die Schöpfung“ Hob. XXI/2 am Schluss der Konzertsaison: Beglückt feierten die Abonnenten der Kulturvereinigung das Mozarteumorchester, den Salzburger Bachchor, Solisten und den Dirigenten Matthew Halls.

Von Horst Reischenböck

So etwas wie Joseph Haydn und und Baron Gottfried van Swieten, der Übersetzer der aus England mitgebrachten Textvorlage, konnten zu damaliger Zeit nur Freimaurer zuwege bringen: nämlich sich in Wien, seitens der Habsburger Schutzburg des Katholizismus, der Bibelworte Martin Luthers zu bedienen und damit der Allgemeinverständlichkeit des Anliegens Vorschub zu leisten. Eine nicht gering zu schätzende gedankliche Großtat, damit es allgemein „Licht werde“, durch des Komponisten schöpferischen Geist wirksam illustrierend erhöht.

Ex-Chefdirigent Ivor Bolton die erste Einspielung der „Schöpfung“ durch das Mozarteumorchester verwirklicht. In seine Fußstapfen trat Mittwochabend (11. 4.) Landsmann Matthew Halls, in Salzburg längst kein Unbekannter mehr. Er beeindruckte von Anbeginn an durch differenzierte Anweisungen, mit denen er das instrumentale Können des Orchesters in feinste dynamische Abstufungen hinein ausreizte. Beispielsweise in der einleitenden Schilderung des Chaos Ferdinand Steiners virtuoser Ausbruch seines Klarinettensolos. Oder später die nahezu schon esoterisch zarten Reibungen zwischen Bernhard Krabatsch und seinem Flöten-Kollegen, ehe die Sonne am 4. Tag „in vollem Glanze“ aller Beteiligten überwältigend „strahlend“ vor den Zuhörern aufstieg.

Gesteigert wurde dies durch den in Großbesetzung aufgestellten Salzburger Bachchor, ein wie immer stets sicherer, wortgewaltiger Partner, speziell auch in den überaus plastisch durchhörbar gemachten fugierten Abschnitten. Alois Glaßner hat den Bachchor also erneut ausgezeichnet vorbereitet.

Mehr aks optischer Angelpunkt mittendrin im Orchester saß Florian Birsak am Hammerklavier. Er nutzte, speziell dann im 3. Teil, phantasievoll die wenigen ihm zugestanden Möglichkeiten zur Untermalung aus. Seine übrigen Aktivitäten – das Hammerklavier ist als Continuo-Mitspieler letztes Relikt klassischer Aufführungspraxis – mussten im Umfeld heute wesentlich durchschlagskräftigerer Instrumente zu Unhörbarkeit leider unbedankt bleiben.

Für das Solistenterzett war geplant gewesen, ehemalige Studenten der Universität Mozarteum auf dem Podium im Großen Festspielhaus zu vereinen. Das vereitelte die Erkrankung des Baritons Matthias Winckhler. Ihn ersetzte der als Gast kurzfristig eingesprungene Daniel Ochoa. Er verinnerlichte von Beginn an Raphaels Schilderung der Genesis subtil und wurde nur beim schon von Haydn karikierend so gedacht tiefsten Ton „der Tiere Last“ vom Kontrafagotisten aus dem Hintergrund erbarmungslos in den Schatten gestellt. Als Adam verband er sich zuletzt in bestem Einverständnis der geforderten Koloraturen mit dem Sopran von Christina Gansch als Eva. Sie ist bei uns schon von sommerlichen Festspielauftritten bekannt. Zuvor hatte sie als Gabriel dem vor Liebe girrenden Taubenpaar glitzernde Glanzlichter aufgesetzt.

Als dritter im Bunde der schlanken Stimmen fügte sich Tenor Bernhard Berchtold, zuletzt hier Idomeneo am Landestheater gewesen, als Uriel perfekt ins Umfeld. Zum Schlussquartett gesellte sich noch Mezzosopranistin Reba Evans aus dem Bachchor hinzu.

Weitere Aufführungen in den Kulturvereinszyklen heute Donnerstag (12.4.) und am Freitag (13.4.) um 19.30 Uhr im Großen Festspielhaus – www.kulturvereinigung.com
Bild: www.hazardchase.co.uk / Jon Christopher Meyers © Oregon Bach Festival

 

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