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Bilder eines Orchesters

KULTURVEREINIGUNG / TSCHAIKOVSKY SYMPHONY ORCHESTRA / FEDOSEYEV (2)

12/02/18 Zum Abschluss ihres dreitägigen Salzburg-Gastspiel bewiesen die Moskauer Gäste mit Chefdirigent Vladimir Fedoseyev am Freitag (9. 2.) glanzvoll, dass und wie Mussorgski und Prokofjew mehr als nur die Herkunft eint. Solist war Andrei Korobeinikov (Klavier).

Von Horst Reischenböck

Korrekt heißt der seit über 40 Jahren von Vladimir Fedosejev geformte Klangkörper Staatliches Akademisches Großes Tschaikowsky Symphonie-Orchester des Moskauer Radios. In entsprechend umfangreicher Besetzung verhalf es eingangs Modest Mussorgskis „Eine Nacht auf dem Kahlen Berge“ zu beeindruckender Wirkung. Anders als das längst bekannte Original im landläufig geglätteten Gewand, mit der Nikolai Rimski-Korsakow der Tondichtung des ungestümen Genies zu weltweitem Erfolg verhalf. Die beschwörenden Hände des trotz seiner 85 Jahre ungebrochen jugendlich wirkenden Fedoseyev wirbelten zunächst den Teufelssabbat über das Podium im Großen Festspielhaus, kosteten nach den Glockenschlägen abrupt die Ruhe nächtlicher Stille aus.

Über Sergej Porkofjews Klavierkonzert Nr. 2 in g-Moll op. 16 meinte der Musikwissenschafer Dietmar Holland, „der dunkle Schatten Mussorgskys liegt über dem ganzen Konzert“. Das Werk ist entstanden, als Prokofjew Konservatoriumsschüler war, also ehe er sich vorerst im Ausland profilierte, um später in die UdSSR zurückzukehren. Die vier Sätze belegen noch eindeutig seine „russsische“ Periode, extravagant und damals, 1913, durch ungewohnt kühne Harmonien und Dissonanzen am Rand der Tonalität skandalträchtig.

Für Pianisten ist das Stück eine Herausforderung, verlangt es doch nach zurückhaltendem Einstieg in den Kopfsatz stetig größte Fingerakrobatik. Ein Novum ist die ausgedehnte, kräftezehrende Kadenz in ihrer Funktion als Durchführung, die als Vorbild Pjotr Iljitsch Tschaikowskys 3. Klavierkonzert zitiert. Auf das fast makaber motorische Scherzo bietet der Einstieg des Orchesters ins nachfolgende Intermezzo dem Solisten nur kurz Ruhe, der sich dann präzis und muskulös ins Finale zu stürzen hat. In der Nachfolge Mussorgskys eine typisch russische „körperliche“ Musik ohne große Verinnerlichung.

Der Solist Andrei Korobinikov blieb dem nichts schuldig. Sehnig, mit stählernem Anschlag durchmaß er die Tastatur und bewies, dass ein Klavier auch zu den Schlaginstrumenten zählt. Bewundernswert, wie er sich ohne geringste Ermüdungstendenz im Anschluss daran grandios dem galoppiernd dahinjagenden Rhythmus in Franz Listzs Adaption des „Erlkönigs“ von Franz Schubert widmete.

Mussorgskis Klaviersuite „Bilder einer Ausstellung“ war Anregung zu zahlreichen Orchesterfassungen. Im Repertoire gehalten hat sich jene von Maurice Ravel, der genial einfühlsam instrumentierte. Dieser klingende Spaziergang durch die Gemäldegalerie bildete den krönenden Abschluss des Abends. Gelegenheit für das Tschaikowsky Orchestra, das Können seiner Mitglieder nochmals eindrucksvoll vorzustellen. Detailreich spürte Fedosejew den Facetten nach, hieß die die Blechbläser mit butterweichem Ansatz die erste „Promenade“ in Gang setzen. Berührend subtil hauchte das Saxophon den Barden vor dem „Alten Schloss“. Nach zu strahlendem Glanz aufgetürmtem „Großen Tor von Kiew“ verabschiedeten sich die Gäste in Geberlaune noch mit Tschaikowsky und einer Walzer-Preziose von Schostakowitsch.

Bilder: www.productions-sarfati.com / Irene Zandel (1); www.fedoseyev.com (1)

 

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