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Voll barocker Explosionskraft

UNIVERSITÄT MOZARTEUM / INSTITUT FÜR ALTE MUSIK

14/11/17 Nicht kleckern, klotzen: Innerösterreichische Zusammenarbeit machte es möglich, dass am Montag (13.11.) 54 Bläser plus Pauker den Weg aufs Podium im Solitär fanden. Ein faszinierendes historisches Klangbild nicht nur für Händels „Feuerwerksmusik“.

Von Horst Reischenböck

Vor allem Musiken für Freiluft-Events. So stellten sich vorerst die Trompeter für Johann Baptist Schiedemayrs strahlenden ersten seiner „Aufzüge zu feierlichen Anlässen“ hinter die drei Kesselpauker. Nahtlos folgte die Marche de Savoye von Jean Baptiste Lully, zu der die Oboen und Fagotte aufmarschierten. Studenten der Musikluniversitäten Graz und Linz, der Musik und Kunst Privatuniversität Wien und vom Mozarteum (Institut für Alte Musik) waren beteiligt, unter der Leitung von Alfredo Bernardini und Andreas Helm.

Danach wechselte der geographische Schauplatz über den Ärmelkanal. Der Franzose Jacques Paisible schrieb sich als Gastarbeiter James Peaseable. Er machte dergleichen Instrumente in England heimisch. An seinem Stück „The Queen's Farewell in four parts“ demonstrierten die Ausführenden, wie sich der Holzbläserklang durch Tücher wirkungsvoll dämpfen lässt. Diesen Trauermarsch umrahmten Sätze von Henri Purcell. Die Witwe des Komponisten, die an dessen frühem Tod Mitschuld trug (sie hatte den Nachtschwärmer vor der Tür stehen lassen), kompilierte die Stücke zu einer „Collection of Ayres, compos'd for the Theatre and upon other Occasions“ für diese Besetzung. Besonders reizvoll der belebend finale Jigg mit seiner Persiflage auf Dudelsacktöne.

Es gab auch sonst Interessantes zu erfahren. Etwa über den eher unbekannt gebliebenen Johann Friedrich Fasch. Dem überaus produktiven Barockkomponisten wurde nach Telemanns Absage und noch vor Bach der Posten des Thomaskantors in Leipzig angetragen. Er blieb lieber in Zeitz, in dessen Residenzhof im Freien mutmaßlich das viersätzige Concerto a tre Cori in D-Dur erklang. In der räumlich doch eher gedrängten Großbesetzung im Solitär gelang das Wechselspiel der drei Gruppen allerdings weniger plastisch durchhörbar als geplant.

An Johann Georg Christian Störl, Vorläufer oder auch Initiator von Harmonie-Musiken, erinnerte ein Marsch für je zwei Oboen und Hörner plus Fagott, ebenso chorisch besetzt wie nachfolgend eine F-Dur-Aria und ein kurzes Stück von Georg Friedrich Händel. Das war dann die Einstimmung in den krönenden Abschluss mit der dem Programm den Titel gebenden „Music for the Royal Fireworks“, ein Werk, das zur Generalprobe in Londons Vauxhall Gardens den ersten Verkehrskollaps einer Stadt provozierte. Über die Aufführung selbst ist nicht mehr überliefert, als die Dekoration zum Feuerwerk in Flammen aufging.

Im Solitär zündete ein anderes Feuer, mit voller Wucht der rauen Hörnergruppe inklusive rarer Kontrafagotte, doch auch in den lyrischen Teilen differenziert bis hin zu solistischem Trio zweier Oboen und Fagotte. Es ist Jahrzehnte her, dass das Werk zum Fest in Hellbrunn am Wasserparterre erklang – nun, auf Originalinstrumenten vermutlich eine echte Salzburg-Premiere, war's ein absolutes Ereignis. Nicht nur, wenn die Ausführenden in vollem Rohr in Richtung Zuhörer bliesen.

Bilder: Universität Mozarteum / Christian Schneider

 

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