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Auf geigerischem Olymp

KULTURVEREINIGUNG / MOZARTEUMORCHESTER / MARKO LETONJA

28/09/17 Eine musikalische Sternstunde zum Herbstbeginn: Das Mozarteumorchester unter Marko Letonja zusammen mit dem phänomenalen Jung-Star Emmanuel Tjeknavorian als Solist im Beethoven-Violinkonzert.

Von Horst Reischenböck

Die Familie emigrierte einst aus Armenien in den Iran. Loris Tjeknavorian, im englischsprachigen Raum mehr als bei uns bekannter Dirigent, wurde 1963 als Kompositionsstudent am Mozarteum von Carl Orff unter seine Fittiche genommen. Sohn Emmanuel Tjeknavorian, in Wien geboren, war 2014 der erste österreichische Finalist im Fritz Kreisler Wettbewerb und wurde im darauffolgenden Jahr beim Sibelius-Violinwettbewerb als bester Interpret von dessen Violinkonzert ausgezeichnet.

Bei seinem Debüt im Großen Festspielhaus am Mittwoch (27.9.) begeisterte der 22jährige die Zuhörer im Konzert D-Dur op. 61 von Ludwig van Beethoven. „Jeder Ton wie eine Preziose“: Das wurde Emmanuel Tjeknavorian bescheinigt. Was gäbe es da noch an Superlativen hinzuzufügen? Eigenen Worten nach wollte er schon mit fünf Jahren, zwei Wochen nachdem er Geige zu lernen begonnen hatte, Beethoven spielen. Eine Affinität, die er, nachvollziehbar, bewahrte: So locker, unprätentiös, als sei's das Leichteste von der Welt, stieg er mit betörend schmelzendem Ton in den Kopfsatz ein.

Das Werk ist ja, nebst zeitgleich entstandenen Werken, ein Beleg für Beethovens stilistischen Umbruch nach der „Eroica“-Dramatik in mehr lyrische Gefilde hinein – und mit der Einbindung der Solostimme ins Orchester hin zugleich Geburt des sinfonischen Violinkonzerts. Der Tempo-Vorgabe Allegro ma non troppo entsprechend, gestaltete Gastdirigent Marko Letonja aus Slowenien dennoch zügig den Einstieg, akzentuierte zusammen mit dem blendend disponierten Mozarteumorchester auch im weiteren Verlauf stringent deren Tutti-Einwürfe.

Auf die selten ausgeführt virtuose Kadenz von Fritz Kreisler ließ Emmanuel Tjeknavorian dann seine Stradivari berührend verinnerlicht und dynamisch feinst abgestuft durch das Larghetto singen, ehe er mit fast spitzbübischem Spaß ins finale Rondo-Allegro hinein und hindurch tanzte. Jubelnd gefeiert.

Nach derart fulminantem Einstieg ins Geschehen hatte es nach der Pause Hector Berlioz trotz und mit seiner Symphonie fantastique op. 14 nicht leicht. Zumal Marko Letonja den darin verborgen raffinierten klanglichen Finessen nachspürte, mit denen Berlioz eine neue Art an Instrumentierung kreierte. Das kostete vorerst dem Allegro agitato e appassionato assai etwas an Drive. So ließen die in leidenschaftliche Träume einkomponiert gedachten Halluzinationen in Anspielung an Thomas de Quinceys „Opium Eater“ das Geschehen eher auf der Stelle treten. Ein erster Höhepunkt war dann, auf den opulenten Ball, die perfekt ausbalanciert zentrale Szene auf dem Land: Kein ausgedehnter Schwachpunkt, vielmehr nach dem Schalmeien-Dialog der Schäfer von Englischhorn und Oboe, eine wunderschön ausgebreite Szene, etwa der Soloflöte zu den ersten Violinen.

Rabiat beendet vom Gang zum Hochgericht als Überrest von Berlioz' Oper „Die Feme-Ritter“, von der ansonsten nur die Ouvertüre erhalten blieb. Harsch, brutal hässlich in den Posaunen, gefolgt von der erstklassig das klägliche Liebesmotiv blasenden Klarinette. Für den abschließenden Hexensabbat mobilisierte das Mozarteumorchester dann letzte geforderte Reserven als Beweis seines Könnens. Lebhaft bedankt

Am Freitag (29.9.) steht die selbe Werkfolge nochmals auf dem Programm. Heute Donnerstag (28.9.) spielt Emmanuel Tjeknavorian das Konzert d-Moll-op. 47 von Jean Sibelius - www.kulturvereinigung.com
Bild: KV/Uwe Arens

 

 

 

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