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Die Zeit ist reif für eine neue Konzertreihe

HINTERGRUND / NEUE MUSIK / OENM

30/08/17 Das oenm (Österreichische Ensemble für Neue Musik) spricht eine große Frage gelassen aus: „Warum erst jetzt?“ Warum beginnt man also „erst jetzt“ eine eigene Konzertreihe? Und ist es überhaupt die erste?

Von Reinhard Kriechbaum

Schon seit 2011 gibt es ja die Atelierkonzerte im Künstlerhaus unter dem Titel „ganz privat“. Dort ist die Heimstatt des oenm, dort probt man. Die Atelierkonzerte wurden 2012 mit dem „Bank Austria Kunstpreis“ ausgezeichnet. „Das A und O ist dabei, Berührungsängste vor dem klassischen Konzert abzubauen“, erklärt oenm-Geschäftsführer Harald Schamberger. „Das Publikum muss sich bei diesen Aufführungen im Atelier des œnm keine Gedanken etwa über die eigene Garderobe machen und bestimmt auch den Eintrittspreis selbst. Nach dem einstündigen Konzert kommt man bei einem Glas Wein zwanglos mit den Musikern ins Gespräch.“

Nach den guten Erfahrungen, die man mit diesen abwechslungsreichen Aufführungen gemacht hat, sei nun „die Zeit reif reif für ein weiterführendes Konzertformat“: Das œnm startet mit der Saison 2017/18 einen eigenen Ensemble-Zyklus für zeitgenössische Musik im Solitär der Universität Mozartuem. Ermöglicht durch die finanzielle Unterstützung der Art Mentor Foundation Lucerne finden vier Konzerte pro Saison statt, von denen jedes eine eigene, klar umrissene musikalische Fragestellung behandelt.

Dass „die Musikstadt Salzburg einen solchen Zyklus braucht“, sei für die Musikerinnen und Musiker des Ensembles, allen voran Peter Sigl als künstlerischem Leiter, selbstverständlich. „Wir stellen uns vielmehr die Frage: warum erst jetzt?“

Die renommierten Musikfestivals unserer Stadt haben sich in den letzten Jahren zunehmend der neuen Musik geoffnet – eine erfreuliche Entwicklung, an der auch unser Ensemble partizipiert. Allerdings ist mit der Biennale ein Ort verloren gegangen, an dem sich dezidiert die aktuellen musikalischen Fragestellungen vertiefen ließen. Daher also sehe man die Stunde für einen solchen Zyklus gekommen. „Wir ergreifen also die Gelegenheit beim Schopfe und wagen mit unserem Ensemble-Zyklus den Sprung in die Normalitat“, sagt Peter Sigl. Eine solche sei es eben, einen Konzertzyklus anzubieten.

Bis zum Eröffnungskonzert ist noch eine Weile hin, es findet am 11. November statt. Der Titel: „Schlechte Stimmung“ - aber damit meint man nicht die Laune, sondern es geht um die musikalische Stimmung. Dass die Oktave in zwölf gleich große Tonabstände unterteilt wird, ist zwar üblich, aber – wie man nicht erst seit den Spektralisten weiß – so selbstverständlich nicht.

Auch die folgenden Konzerte des neuen Zyklus widmet das Ensemble speziellen Themen. So stehen etwa die Technik („Mikrophonie“), die Spieltheorie („Selbstorganisation“) oder ein Stummfilm mit Live-Musik („Schatten“) im jeweiligen Mittelpunkt. Für die vier Konzerte hat das œnm Auftragskompositionen an Alexander Moosbrugger, Hossam Mahmoud und Bernhard Lang vergeben. Im Zentrum der neuen Reihe steht der dauerhafte und lebendige Kontakt zum Publikum, den wir auch mit den Atelierkonzerten in unverminderter Intensität fortführen werden.

„Um das Programmheft nicht mit zu viel Hintergrundinformation zu überfrachten, setzen wir auf anschauliche Videosequenzen zwischen den Stücken.“ Und für besonders Wissbegierige werde es vor jedem Konzert eine Werkeinführung geben. So fördere man „den dauerhaften und lebendigen Kontakt zum Publikum.“, wird betont.

Das oenm wurde 1975 von Klaus Ager und Ferenc Tornai gegründet, ab 1988 sorgte Herbert Grassl für eine kontinuierliche Weiterentwicklung des Ensembles. 1997 übernahmen Peter Sigl und Frank Stadler gemeinsam die Verantwortung, seit 2011 führt Peter Sigl alleine die Geschicke des œnm als künstlerischer Leiter. Das Salzburger Ensemble blickt auf hunderte Uraufführungen, regelmäßige Auftritte in aller Welt und zahlreiche CD-Veröffentlichungen zurück. Großen Anteil an den Erfolgen der letzten zwanzig Jahre hat Johannes Kalitzke, der bis heute erster Gastdirigent des oenm ist.

Bevor es im November los geht mit der eigenen Konzertreihe, ist das oenm gefragt beim Taschenopern-Festival, vom 23. bis 28. September im republic. Darüber wird noch zu berichten sein.

www.oenm.at

Bilder: oenm / Andreas Hechenberger, Markus Sepperer

 

 

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