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An meinem Wanderstab

CHRISTUSKIRCHE / WINTERREISE

30/01/17 „Winterreisen“ werden meist im August angetreten bei festspiel-sommerlichen dreißig Grad. Eine Besonderheit – nicht nur wegen der jahreszeitlichen Originaltemperatur – war „Die Winterreise“, auf die Wolfgang Holzmair und Wolfgang Brunner am Samstag (28.1) in der Evangelischen Christuskirche geführt haben.

Von Heidemarie Klabacher

Liederabende außerhalb der Festspielzeit werden in Salzburg mit großer Zurückhaltung veranstaltet, es haftet an ihnen, teils noch immer zu Recht, das Image zumindest der „Schwer-Verkäuflichkeit“. Der Abend in der Reihe KlangHorinzontKirche in der Evangelischen Christuskirche - freilich nicht der größte Veranstaltungssaal - war an diesem eiskalten Samstag-Vorabend mitten in der Mozartwoche jedenfalls ausverkauft.

Wolfgang Holzmair sang die 24 Lieder mit der ihm eigenen stupenden Gestaltungskunst, deren Kraft darin zu liegen scheint, dass da scheinbar gar nichts „gestaltet“ oder „gemacht“, sondern „einfach“ gesungen wird. So und nicht anders wünscht man sich diese Lieder zu hören: expressiv, aber nicht exaltiert; mit größtem Verständnis für emotionale Ausnahmesituationen, aber ohne Sentimentalität.

Wolfgang Holzmairs Liedkunst begeistert durch Textverständnis und die daraus folgende Textdeutlichkeit bis hinein in dramatische rasche Passagen; durch jene technische Geläufigkeit, die musikalische Linien mit größter Leichtigkeit über ganze Liedstrophen und weite Intervallsprünge über alle Register zu spannen erlaubt – und jenes unverwechselbare Timbre, das vor allem in tieferen Lagen immer noch ein wenig schmelzender und tragfähiger zu werden scheint.

Auf die Länge einer „Winterreise“ singt Wolfgang Holzmair kaum öfter als drei vier Mal einzelne Passagen im Forte oder Fortissimo. Die Kraft der Aussage kommt aus der Intensität, nicht aus der Lautstärke. Das gilt auch für das Gegenteil, jenes intensive Piano, das ganz ins Innere des singenden „Ich-Erzählers“ führt, ohne irgendwo „draußen“ Mitleid oder gar psychologische Hilfe heischen zu wollen.

Wolfgang Holzmairs Klavierpartner war Wolfgang Brunner am Hammerflügel, der mit unendlich vielen Farben und Facetten Staunen machte: mit geradezu orchestraler Klangfülle, der immer wieder einzelne Passagen gegenüberstanden, die genauso gut von Zymbal oder Harfe hätten kommen können – so delikat „fremd“ wusste Wolfgang Brunner sein Hammerklavier sprechen zu lassen.

Auch die Zyklen„Die schöne Müllerin“ und „Schwanengesang“ werden, von anderen Interpreten, im Rahmen der Reihe KlangHorizontKirche in dieser Saison noch aufgeführt werden, kündigt Gordon Safari an, der künstlerische Leiter der Evangelischen Kirchenmusik Salzburg+Tirol - www.evangelischekirchenmusik.at

Bilder: Ernest W. Gruber (1); Salzburger Hofmusik (1)

 

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