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Freuet euch!

CD-KRITIK / BACHCHOR SALZBURG

18/04/18 Nein, nichts Weihnachtliches, obwohl man vom CD-Titel „Rejoice!“ auf diesen Themenkreis schließen könnte. Im Verein mit dem Organisten Wolfgang Kogert hat Alois Glaßner für den Bachchor nach viel Ausgefallenem, ja Abseitigem gesucht.

Von Reinhard Kriechbaum

Die jährliche a-cappella-Exegese ist für Glaßner und den Bachchor, seit einigen Jahren verbunden mit einer kleinen Konzertreise durch Salzburger Landgemeinden, ist mehr als Schulungsprogramm für die Vokalistengruppe. Glaßner betont ja gerne, dass das a-cappella-Singen gleichsam die Königsdisziplin in seinem Metier ist. Diesmal kommt auch die Landeshauptstadt in den Genuss eines solchen Programms, am  Donnerstag (19.4.) singt der Bachchor bei der Stiftung im Großen Saal des Mozarteums. Dieser war auch Aufnahmeort für die CD „Rejoice!“

Geistliche Gesänge also, in der Hauptsache englischer Herkunft. So süffige Chormusik dort beheimatet ist (das Erbe von Purcell und Händel wirkt nach bis heute), so wenig populär ist dieses Schaffen eigentlich auf dem Kontinent. Wir haben mit Bach über Haydn, Mozart bis Brahms eben unsere eigenen mächtigen Chor-Götter.

Dank gebührt Glaßner und dem Bachchor also schon für die Programmzusammenstellung: Charles Villiers Stanford war ein Spätromantiker, der sich so recht verstanden hat auf süffige Illustration. Das „grausame, ungestüme Volk“, das ein zorniger alttestamentarischer Gott über die „Weiten der Erde“ ziehen lässt, bekommt sogar vom 32-Fuß-Register der Orgel eine Power, die einen den Kopf einziehen lässt.

Ein Liebling von Alois Glaßner ist der 1959 geborene James MacMillan, der den Chören eine Art Avantgarde-Pop in den Mund legt, der seine Wirkung nicht verfehlt (in dem Fall, als Ersteinspielung überhaupt, der Psalm „Beatus vir“). Von Herbert Howell (1892-1983) hat Glaßner unter anderem zu einer Magnificat-Vertonung gegriffen, die ob ihrer Sanftheit auffällt. Nicht alles Wirkungsvolle aus England zielt ja auf theatrale Effekte. Die Möglichkeiten der Propter-Homines-Orgel im Großen Saal des Mozarteums, gerade auch für neuere Literatur gut geeignet, kommen in solchen Stücken so recht raus. Wolfgang Kogert, Organist der Wiener Hofburgkapelle,weiß da gut zu differenzieren zwischen Begleitfunktion und charismatischem Klang-Malen quasi im Untergrund. Dass Alois Glaßner für eine solche CD dem Bachchor eine Extra-Portion Fleiß verordnet, kann man diesen Aufnahmen Takt für Takt anhören.

Dem englischen Repertoire beigemischt ist „O sacrum convivium“ von Olivier Messiaens. So kirchennah der Altmeister der Moderne auch war, ist es doch seine einzige liturgische Motette. Charles Ives würde man nicht erwarten in einem solchen Kompendium geistlicher Musik: Für den Psalm 135 schreibt er eine Begleitung von Orgel, Trommel und Posaune vor – ein Filetstück ausgefallener Literatur. Nobel zurückhaltend, gar meditativ: Die biblischen Seligpreisungen aus der Feder von Arvo Pärt. Und das Stück „Rejoice the Lamb“, mit 17 Minuten das Hauptwerk auf dieser CD? Darüber erzählen wir nach dem Konzert des Bachchores...

Rejoice! Bachchor Salzburg, Alois Glaßner, Wolfgang Kogert (Orgel). Gramola 99156 – www.gramola.at; www.bachchor.at
Konzert am Donnerstag (19.4.) um 19.30 Uhr im Großen Saal des Mozarteums – www.mozarteum.at

 

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