Aus Salzburg in internationale Pop-Gefilde

CD-KRITIK / MEL / ESCAPE THE COLD

28/05/10 “I‘m glad that we’re still here in this daydream!” bricht es aus Melanie Mayr hevor. Als "Mel" ist die junge Dame dank FM4 mittlerweile zur nationalen Popgröße emporgestiegen.

Von Oliver Baumann

altIn der Tat gleicht der kometenhafte Aufstieg der 24jährigen Salzburgerin seit der Veröffentlichung ihrer EP „Read Your Mind“ im Dezember 2008 einem Tagtraum, der durch ihren ersten Longplayer „escape the cold“ um ein weiteres bilderreiches Kapitel verlängert wird.

Den eröffnenden Zeilen entgegen bewegen sich die neun Songs auf „escape the cold“ aber nicht im Mädchen-mit-Gitarre-singt-liebliche-Liedlein-Klischee. Vielmehr verwandeln sich die Tagträume in eine zartbittere Mischung aus Freudvollem und Traurigem, Hoffnungsfrohem und Leidvollem. Vom Opener „Nobody lies“ bis zum den abschließenden Zeilen von „Takin‘ Steps“ lässt Mel tief in ihre Seele blicken. Sie vertont Stimmungen des Alltags und stellt die oftmals sehr wechselreichen Auseinandersetzungen des fragilen Individuums mit seiner Umwelt in den Mittelpunkt.

Eingebettet sind diese Betrachtungen in spärlich arrangierte, von der akustischen Gitarre getragene Songs. Bei durchgehend beschaulichem Tempo lässt Mel ihre helle, zerbrechlich anmutende Stimme durch die Songs schweben, unterlegt sie mit mehrstimmigen Refrains und huldigt so ihren Vorbildern CSN&Y und Neil Young. Dezent angereichert und verdichtet mit E-Gitarre, Bass und Wurlitzer werden die Nummern von SeeSaw-Mastermind Stootsie. Dabei bemüht sich das auch privat verstrickte Duo hörbar jegliche Eitelkeiten oder Szene-immanentes Kokettieren mit bewährten Strickmustern des Singer/Songwriter-Genres zu vermeiden. Weniger ist mehr auf „escape the cold“ und dass Mel auf ihrem ersten Longplayer sogar auf ihre Überhits „Changing“ und „Read Your Mind“ verzichtet, zeugt von der klaren Vorstellung, die die junge Künstlerin von Ausdruck und Konzept ihrer aktuellen CD hat.

Auch wenn der eine oder andere Tempowechsel dem Duktus des Albums nicht geschadet hätte, liefert Mel mit „escape the cold“ ein hörenswertes Zeugnis reifen Songwritings ab und zeigt, dass auch aus Salzburg ein Weg in international beachtenswerte Pop-Gefilde führt!

Mal, "escape the cold". FreeFall Records 039 - www.sra.at; www.myspace.com/melligibson
Am Montag, 31. Mai, ist Mel um 20 Uhr Live-Gast von Oliver Baumann in der "Radiofabrik".