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Im letzten Aufwind

CD-KRITIK / C. PH. E. BACH / GAMBENSONATEN

30/11/18 Von sich aus wäre Carl Philipp Emanuel Bach vermutlich nicht auf die Idee gekommen, Sonaten ausgerechnet für die altmodische Viola da Gamba zu schreiben. Aber da gab es am Hof des Alten Fritz in Sanssouci eben einen ganz großartigen Gambisten namens Ludwig Christian Hesse.

Von Reinhard Kriechbaum

Die Wegweiser standen eigentlich ungünstig um die Viola da Gamba, die aufkeimende bürgerliche Musikkultur verlangte in größeren Räumen nach voluminöseren Instrumenten, also in dem Fall nach dem Cello. Aber einige wenige Gambisten hatten nicht nur den Schritt zum Virtuosen geschafft, sondern sich auch mit dem neuen „empfindsamen Stil“ angefreundet. Und so bescherten die auch selbst komponierenden Jean-Baptiste Forqueray und Carl Friedrich Abel sowie Ludwig Christian Hesse (der für sich komponieren ließ) ihrem Instrument einen unerwartet tragfähigen, wenn auch letzten Aufwind.

Carl Philipp Emanuel Bach, sichtlich angetan von Hesses Fingerfertigkeit, hat diese Sonaten merklich nicht nebenher „erledigt“. Ein Satz wie das zentrale Allegretto der C-Dur-Sonate Wq 136 ist alles andere als „Gelegenheitsmusik“ – und Johanna Rose zeigt in dieser Aufnahme, wie viel musikantisches Potential man da locker machen kann, sowohl im Volumen als auch in der Verzierungstechnik. Tonlich wirkt das so, als ob eine legendäre Streitschrift aus der Zeit – die „Verteidigung der Viola da Gamba gegen die Angriffe der Violine und die Anmaßung des Violoncellos“ (Hubert le Blanc, 1740) – schier gar nicht hätte geschrieben werden müssen.

Bei Carl Philipp Emanuel Bach kam natürlich dazu, dass der experimentierfreudige Komponist, immer auch vorwärts schauend, sehr aktiv die Möglichkeiten des „alten“ Instruments ausgelotet hat.

Javier Núnez, der Begleiter in den drei Gambensonaten (außer den Genannten noch jene in D-Dur Wq 137) stellt sich als Cembalist auch alleine vor: mit der nicht minder inspirierten Sonate in a-Moll Wq 50/3 – aus der Serie von Werken „mit veränderten Reprisen“, also mit vom komponisten ausgeschriebenen Improvisationen.

Carl Philipp Emanuel Bach, 3 Sonaten für Viola da Gamba. Johanna Rose, Javier Núnes. Rubicon RCD 1019 - rubiconclassics.com

 

 

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