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Barockvögel und der Tango nuovo

CD-KRITIK / MARIA LOOS

19/05/10 Heute, Mittwoch (19.5.) ab 18 Uhr findet im Solitär der Universität Mozarteum eine Barocknacht unter dem Motto „Wildes Wetter“ statt. Die Blockflötistin Maria Loos ist eine von denen, die hier ihre Ausbildung bekommen haben und nun aufbrechen, um sich im „wilden Wetter“ der Alten-Musik-Szene durchzuschlagen. Mit ihrer Debüt-CD lässt sie aufhorchen.

Von Reinhard Kriechbaum

Vivaldi, klar: An seinen Konzerten führt kein Weg vorbei, wenn man mitspielen will im Reigen der sich im Konzertsaal profilierenden Blockflötisten. Das C-Dur-Konzert für Piccoloflöte ist gleich ein veritabler Ohren-Putzer, und im Konzert „Del Gardellino“ lässt Maria Loos die Sopranflöte zirpen und tirilieren auf Teufel-komm-raus. Mit dem Ensemble Prisma (Erste Violine: Thomas Fheodoroff) hat sie ambitionierte Klangredner der jüngsten Generation zur Seite. Mit der legendären Aufnahme von „Il Giardino Armonico“ halten diese Leute locker mit. In „La Notte“, auch ein Gassenhauer im Vivaldi'schen Blockflöten-Konzert-Portfolio, werden Nachtgespinste sonder Zahl entwickelt.

Und was erwartet man auf einer konzertanten Vivaldi-CD, wenn man den Namen Astor Piazzolla auf dem Cover liest? Nein, diesmal sind's nicht die argentinischen Vier Jahreszeiten. Maria Loos hat José Carli, einen namhaften Ton-Setzer aus Südamerika, der auch schon für die Zwölf Cellisten der Berliner Philharmoniker Tangos arrangiert hat, um eine Blockflöten/Orchester-Fassung der „Histoire du Tango“ gebeten. Das ist jene vierteilige Suite, in der Astor Piazzolla die Herkunft dieser Tanzmusik aus den Niederungen der Trivialkultur („Bordel 1900“ heißt der erste Satz) über die Tanzflächen der Cafés von Buenos Aires bis hin zum „Concert d'aujourd hui“, also zum Tango nuevo, illustriert. Damit hat Maria Loos ein effektvolles Stück im Repertoire, mit dem sie spieltechnisch und im Ausdruck durch die Möglichkeiten der Blockflöte jonglieren kann.

Die Debüt-CD, die im Salzburger Label Classic Concert Records erschienen ist, wurde Ende April mit dem Ö-Pasticcio-Preis ausgezeichnet.

Vivaldi, Blockflötenkonzerte, Piazzolla, L' Histoire du Tango. Maria Loos (Blockflöte), Ensemble Prisma, Ltg. Thomas Fheodoroff. Classic concert records, 62056. - Hörbeispiele: www.classicconcert.com - In Salzburg ist die CD exklusiv bei MyHomeMusic erhältlich: www.myhomemusic.at
Bilder: www.marialoos.com
Eine "Barocknacht" unter dem Motto "Wildes Wetter" findet heute, Mittwoch, im Solitär der Universität Mozarteum statt. Studierenden und Lehrende des Institutes für Alte Musik - das sind die Klassen von Dorothee Oberlinger, Wolfgang Brunner, Hans Brüderl, Michael Eberth, Michael Malkiewicz und Otto Rastbichler - spielen von 18 Uhr bis 23 Uhr. Special Guest ist Thilo Hirsch (ensemble arcimboldo). Angeblich zum ersten Mal wird man eine „Tromba marina“ alias Nonnentrompete in einem Mozarteums-Konzert hören. Das „Wilde Wetter“ weht aber auch über den Horizont der Alten Musik hinaus, Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ zum Beispiel sind im Crossover mit Romantik und Pop zu hören.

 

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