Kutschenfahrt durch halb Europa

OVAL / DER KLEINE MOZART

02/02/23 Wir haben es immer schon geahnt: Die beiden Raffael-Engel waren im irdischen Leben einmal ganz besondere Leute. Sonst kriegt man keinen Wolkenplatz so nah an der Madonna. Im Oval erfährt man jetzt mehr, bei einem ins Programm der Mozartwoche eingeknüpften Gastspiel des Hamburger Allee Theaters.

Von Reinhard Kriechbaum

Der kleine Mozart. Eine musikalische Reise heißt die Produktion für Kinder ab fünf Jahren (bitte wirklich keine Jüngeren!). Ein Herr in Frack und Zylinder hebt an, etwas über Mozarts Jugend zu erzählen – aber das wird den beiden himmlischen Beobachtern rasch zu bunt. Sie steigen runter von Wolke eins und zwei, weil sie auch etwas zu sagen haben. Etwas durch und durch Authentisches. Schließlich sind es Wolfgang und Nannerl persönlich – und die erinnern sich noch sehr gut an ihre Jugend, in der sie als Wunderkinder vorgeführt wurden.

Rotzfrech ist der kleine Mozart, mit Nannerl liegt er öfter mal im Clinch, und dann fliegen die Fetzen. Bald hat der Kleine das Klavierspielen raus und dann geht’s auch schon auf Reisen. Das Klavier mutiert zur Kutsche, Nannerl kriegt einen Pferdekopf aufgesetzt. In Wien treffen sie auf Maria Theresia und Prinzessin Marie Antoinette, die Wolferl ordentlich den Kopf verdreht. Aber auch Madame Pompadour in Paris entgeht nicht einem Busserl. Und der Papst in Rom? Der kann sich nur wundern, als der Knabe das legendäre Miserere von Allegri aus dem Gedächtnis niederschreibt.

Eine Sopranistin und ein Bass sind mit von der Partie, die übernehmen alle Rollen und manches Gesangsstück. Nicht immer läuft's glatt. Als Wolfgang an Pocken erkrankt, mutiert das Klavier zum Krankenbett – und auch wenn die Krankenschwester singt „Oh zittre nicht“ führt kein Weg an einem Klistier vorbei. Immerhin: Die Idee zur Königin der Nacht ist geboren...

Ein Pianist, ein Geiger und eine Flötistin sorgen für die musikalische Untermalung, aber ums Zuhören geht’s gar nicht so sehr, mehr um wirbeliges Spiel und manchmal um Bühnenzauber: Wie ist es wohl zugegangen, dass Leopold Mozart plötzlich als Papageno aus dem Klavier auftaucht? Aber die Zauberflöte wird nur am Rande berührt, denn das Thema sind wirklich Mozarts Jugendjahre, der Spaß, die anekdotischen Begebenheiten und die Beschwerlichkeiten beim Reisen. Davon wird nett, quirlig und so gar nicht vordergründig pädagogisch erzählt. A propos Pädagogik. Zur Schule gegangen ist Mozart nie, aber ob Vater Leopold als Haus- und Postkutschenlehrer so toll war?.

Weitere Aufführungen am Freitag (3.1.) 17 Uhr, sowie am Samstag (4.2.) 11 Uhr und 17 Uhr im Oval (Europark) – www.oval.at; mozarteum.at/mozartwoche
Bilder: ISM / Wolfgang Lienbacher