Schmankerln für den Tenor-König

MOZARTWOCHE / AUFTAKTKONZERT

25/01/19 Ramón Vargas sei der erste Titus und der erste Idomeneo gewesen, den er auf der Bühne erlebt habe, so Rolando Villazòn in seiner Begrüßung zum ersten Konzert der Mozartwoche. Ein stattlicher Idomeneo ist der mexikanische Tenor wohl immer noch.

Von Reinhard Kriechbaum

So ein Auftakt passt zur vokalen Ausrichtung, die Rolando Villazón der ersten von ihm verantworteten Mozartwoche verpasst hat: ein Pasticcio aus Chören und Tenor-Highlights der Opern „Idomeneo“ und „La clemenza di Tito“.

Den Idomeneo hat Ramón Vargas vor dreizehn Jahren bei den Salzburger Festspielen gesungen. Das war im Mozartjahr 2006. Interessant übrigens, dass damals, bei der Mozart-Opern-Großoffensive, Villazón gar nicht unter Vertrag war. Er war damals (ein Jahr nach „La Traviata“ mit der Netrebko) in ganz anderen stilistischen Gefilden unterwegs. So ändern sich die Zeiten, für Villazón und für Ramón Vargas. Dessen Stimme ist deutlich schwerer geworden, dunkler. Einen Titus nähme man dem bald 59jährigen eher nicht mehr ab, auch wenn sich seine gute Technik bezahlt macht in einer koloraturenreichen Arie wie Se all'imperio, amici Dei.

Der deutlich dramatischere Idomeneo ist ihm ohne Zweifel näher, da bietet er dem gar nicht un-deftigen Orchester in der Arie Vedrommi intorno selbstbewussrt Paroli. Die zweite Konzerthälfte in dem Konzert, eben dem Idomeneo gewidmet, überzeugte wohl auch deshalb mehr, weil die Nummern nicht gar so beliebig zusammengewürfelt waren wie zuvor. Dem Sänger, der mit Arien nicht geizte, schlug jedenfalls viel ehrliche Begeisterung entgegen.

Die Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor hat die Chorparts übernommen und sich von Riccardo Minasi anfeuern lassen. Was einem dabei durch den Kopf ging: Ursprünglich wäre dieses Konzert im Vorabendprogramm des Eröffnungstages der Mozartwoche im Haus für Mozart geplant gewesen (so stand's im ursprünglichen Folder). Dort hätte die dynamische Dimensionierung auch besser hingepasst als in den Großen Saal des Mozarteums.

Was ist sonst noch zu erzählen von diesem nachmittägigen Auftakt? Im Tito-Abschnitt hätte der Paukist vor der Chor-Marginalie Che del ciel beinah übersehen, dass er dran war, und die beiden Trompeter sind auch erst eilends hergbei geschwartelt. Darüber könnte man schmunzeln, hätte sich die Angelegenheit nicht generell nach wenig Vorbereitung, mehr nach routiniertem Alltag denn nach Mozart-Festspiel angehört. Könnte es sein, dass sich das Mozarteumorchester und Riccardo Minasi auf ihre Vertrautheit und auf die Gunst der Stunde verlassen haben?

Ganz am Anfang war die „kleine“ A-Dur-Symphonie KV 201 gestanden. Die nun hat das Mozarteumorchester so drauf, dass ruhig für ein paar Minuten der Strom ausfallen könnte. Hätte er das getan – die Angelegenheit wäre nicht viel anders ausgegangen.

Im Hörfunk am 27. Jänner, 11.03 Uhr, Ö1
Bilder: ISM / Wolfgang Lienbacher