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Und dann öffnen sich die Wolken…

MOZARTWOCHE / HAGEN QUARTETT / JÖRG WIDMANN

02/02/18 Das neueste Klarinettenquintett der Musikgeschichte ist ein wunderbarer Beitrag zur Gattung, würdig seiner großen Schwesternwerke: Jörg Widmann schulf eine Klangfläche wie einen bewölkten Himmel, an dem der Wind die Wolken unmerklich bewegt, sich auflösen und alsbald sich verschleiern lässt. Und manchmal wird der Himmel blau - in Form überirdischer Melodie-Fragmente.

Von Heidemarie Klabacher

Jörg Widmanns Klarinettenquintett feierte am Donnerstag (1.2.) bei der Mozartwoche seine österreichische Erstaufführung. „Das Klarinettenquintett ist eine ‚heilige‘ Gattung für uns Komponisten.“ Er habe 2009 schon einmal versucht, ein Klarinettenquintett zu schreiben, erzählte Jörg Widmann dem Mozartwochen-Publikum. Dass er nach 17 Adagio-Takten aufgegeben habe, hatte vielleicht mit der besonderen Stellung der Quintette von Mozart und Weber, von Brahms und Reger zu tun: „Die Musikgeschichte, die mir sonst Lust bereitet, darauf aufbauend Neues, Anderes zu erfinden, wurde mir plötzlich zur Last.“

2017 hat er es wieder probiert: „Die Musik strömte nur so aus mir heraus.“ Nun kam das Klarinettenquintett von Jörg Widmann mit dem Hagen Quartett und dem Komponisten am Klarinettenpult – als Schlusspunkt einer zweiwöchigen Tournee in ganz Europa – nach Salzburg zur Mozartwoche. Wie Widmann erzählt, ist das Werk ein einziger großer Adagio-Satz, in dem es ihm mehr um „normalen Schönklang“ und eine „gefährdete Schönheit“, als um radikale alternative Spielweisen gegangen sei. Das Verschmelzen von Streicher- und Klarinettenklang sei ihm ein größeres Anliegen gewesen, als das „Kontrastierende“.

Die Spannung beginnt mit dem ersten kaum wahrnehmbaren Pianissimo. Es kommen durchaus „moderne“ Spieltechniken vor, mehrmals etwa kaum hörbare Geräusche der Bogen auf den Saiten oder reine Luftgeräusche der Klarinette. Einige kurze Momente erinnern an launige Walzer oder Landler in Schönberg-Bearbeitung, sind aber schon vorüber, bevor der Gedanke sich festigen kann. „Zitate“ drängen sich nicht auf.

An Mozart erinnert höchstens die überirdische Klarheit einiger Klarinetten-Linien. Die Verschmelzung des Streicher- und Bläserklanges ist vollendet gelungen. Immer wieder staunen machen dennoch da und dort virtuose zweistimmige Effekte, die der Komponist Widmann dem Klarinettisten Widmann geschrieben hat.

Eine spannende Erstbegegnung. Ein da capo in der zweiten Konzerthälfte wäre willkommen gewesen. Aber diese war KV 581, Mozarts Beitrag zur Gattung, vorbehalten – ein Heimspiel für den Klarinettenvirtuosen Jörg Widmann und das Hagen Quartett.

Bilder: ISM/Wolfgang Lienbacher

 

 

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