Klotz am Bein

MOZARTWOCHE / WIENER PHILHARMONIKER / ALTINOGLU

01/02/18 Es geht dem Herrn Mozart in der ihm zu Ehren veranstalteten Woche leider nicht immer ganz so gut, wie es der Anlass eigentlich nahe legen würde. Etwa dann, wenn Leute zusammen kommen, deren offenkundig einzige Gemeinsamkeit die ist, dass sie mit Musik ihr Brot verdienen.

Von Reinhard Kriechbaum

Am Mittwoch (31.1.) im Großen Festspielhaus waren das: der aus Frankreich stammende Dirigent Alain Altinoglu, der polnische Pianist Piotr Anderszewski und die Wiener Philharmoniker. Irgendwie sind sie da also zusammen geweht worden und mussten nun schauen, was sie miteinander und vor allem mit Mozarts spätem C-Dur-Konzert KV 305, einem seiner haarigeren Stücke, anfangen sollten.

Betulicher und konturloser kann der Einstieg in einen Eröffnungssatz nicht ausfallen, und als sich dann der Pianist mit ein paar Floskeln einklinkte – dieses „Beiläufige“ wäre eine der genialsten Konzertideen Mozarts – da hatte sich so rein gar nichts getan, an das Piotr Anderszewski hätte anknüpfen können. Anderszewskis Plan scheint da hin gegangen zu sein, die C-Dur-Leuchtkraft dezent zu halten und um so nachdrücklicher und subtiler die Moll-Abtönungen auszuleuchten, und dies ohne aufgesetzte Effekte. Wollte aber so nicht sein, weil Alain Altinoglu das Orchester immer irgendwie zu belanglos, zu träge musizieren ließ. Er scheint als Dirigent gerade so stark zu sein, dass eine unmittelbare Interaktion zwischen den Instrumentalisten und dem Pianisten denn doch nicht möglich war. Da dachte man öfter mal an einen Klotz am Bein. Das Andante wirkte nicht weniger verhatscht und man musste beinah schon Mitleid haben, wie wenig einem Dirigenten zu den gerade in diesem Konzert so wichtigen Holzbläserstimmen einfallen kann: Sie blieben vom viel zu dicken Streichersound zugedeckt.

Hat Alain Altinoglu zu Mozart überhaupt etwas zu sagen? Die einleitende „Pariser Symphonie“ D-Dur KV 297 ist holzschnittartig, aber immerhin eloquent daher gekommen. Und Bizets Symphonie Nr. 1 C-Dur – da kann nun wirklich wenig schief gehen.

Hörfunkübertragung am 11. Februar, 11.03 Uhr, Ö1
Bilder: ISM / Wolfgang Lienbacher