Beglücken? Bitte gerne!

LITERATURFEST SALZBURG

06/04/16 „Literatur will ja auch beglücken. Das ist nicht ihre Aufgabe, aber eine ihrer Leistungen.“ Das „gute alte Literaturfest Salzburg“ findet – von 18. bis 22. Mai – zum neunten Mal statt.

Von Heidemarie Klabacher

Der Titel „Vom Gegenwärtigen“ soll die Ahnungen nicht vorschnell in die falsche Richtung locken, sagt Jochen Jung: „Wir machen kein Programm zur Flüchtlingsthematik. Literatur muss mehr sein, als das Interesse an politischen Gegenwärtigkeiten.“ Literatur habe die Aufgabe, „für alles, was um uns herum ist, eine Form zu finden“.

Die Form des Literaturfestes selber ist nun also seit neun Jahren gut bewährt, genau wie das Leitungsteam Jochen Jung, Christa Gürtler und Klaus Seufer-Wasserthal.

Bei der Eröffnung des Literaturfestes - heuer am 18. Mai und „traditionell“ in der Großen Universitätsaula – geht es wieder darum zu zeigen, wie unterschiedlich Literatur sein kann. „Dabei erweist sich der bosnische Schriftsteller Dževad Karahasan als bedeutender Chronist unserer Zeit, wenn er aus seinem epochalen Roman ‚Der Trost des Nachthimmels’ über Blüte und Zerfall eines islamischen Reiches liest“, sagt Jochen Jung. Weiters zu Gast sind Adolf Muschg, „der Schweizer Meister der stilsicheren Gratwanderungen“ mit seinem neuen Roman „Die Japanische Tasche“ und Jens Nielsens mit seinem Buch „Flusspferd im Frauenbad“, in dem er aufzeigt, so Jochen Jung, was es heißt, keine Denkverbote zu haben. Ebenfalls am Eröffnungsabend liest die 2015 mit dem Kleist-Preis ausgezeichnete Autorin Monika Rinck aus ihren Streitschriften „Risiko und Idiotie“.

Mittags, Nachmittags und Abends sind die vom Publikum gut angenommen Programm-Schienen. Den Reigen der Abendprogramme von Donnerstag 19. Mai bis Samstag 21. Mai eröffnet der Schweizer Dramatiker, Romancier und Essayist Lukas Bärfuss in den Kavernen 1596. Sein Roman „Hagard“ erzählt die Geschichte eines Verfolgers, der selbst vor etwas zu fliehen scheint.Die in Paris lebende deutsche Schriftstellerin Gila Lustiger sucht in ihrem Essay „Erschütterung. Über den Terror“ den Anschlägen des Jahres 2015 mit Vernunft zu begegnen und verteidigt vehement europäische Werte. Die beiden Autoren sprechen nach den Lesungen mit Günter Kaindlstorfer vom ORF und Bettina Hering, der designierten Schauspieldirektorin der Salzburger Festspiele.

In den Schaufenstern der Stadt sind in diesem Jahr Texte der Salzburger Künstlerin Teresa Präauer nachzulesen. Die Gestalter der Schaufenster dürfen immer auch einen Abend beim Literaturfest gestalten und einen Gast einladen. Teresa Präauer wird selber ihren Prosatext „Oh, Schimmi“ performen und danach mit der Literaturwissenschaftlerin und Modetheoretikerin Barbara Vinken diskutieren. Der Medienkünstler und Musiker David Kleinl begleitet die Damen durch den Abend im Jazzit.

Der Schauspieler Joachim Meyerhoff präsentiert im dritten Abendprogramm. „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“, den dritten Band seiner autobiografischen Romane: „Hochkomische Geschichten über Identitäts- und Textlücken, vom Leben zwischen Schauspielschule und großbürgerlichen Wunderlichkeiten in der großelterlichen Villa.“

Das Nachmittagsprogramm bringt noch einmal Dževad Karahasan, die Debütantinnen Friederike Gösweiner und Sandra Weihs, Christine Haidegger mit ihrem wieder aufgelegten ersten Roman „Zum Fenster hinaus“, die junge in Salzburg geborene Schriftstellerin Ivana Jeissing – sowie das Urgestein Bodo Hell mit seinen „Stadtschriften“.

Das Mittagsprogramm ist eine Kooperationsveranstaltung mit der Landesausstellung Salzburg 20.16. Die gebürtige Salzburgerin Bettina Balàka verwebt in ihrem neuen Roman „Die Prinzessin von Arborio“ Krimi und Liebesgeschichte. Der in Salzburg lebende Vladimir Vertlib schildert voller Witz und Finesse das Altwerden in einer Gesellschaft, die immer jung sein will. Weiters im Nachmittagsprogramm zu Gast sind Irmgard Fuchs mit ihren Debüterzählungen „Wir zerschneiden die Schwerkraft“ und Klemens Renoldner mit seinem Geschichtenband „Der Weisheit letzter Schuss“.

Literaturfest Salzburg - 18. bis 22. Mai - www.literaturfest-salzburg.at
Bilder: Jim Rakete (1); Jürgen Bauer (1); Katharina Manojlovic (1)
Zum Vorbericht Kinderprogramm Krokodil und Tupfentiger