asdf
 

Ein schäbiger, verrosteter Käfig…

RAURISER LITERATURTAGE / RAURIS.UNIVERSITÄT

01/04/16 Inger-Maria Mahlke geht gerne einkaufen (trotz Kapitalismus). Erich Hackl sammelt wie ein Eichhörnchen und Alain Claude Sulzer findet sich nicht so diszipliniert wie Thomas Mann. Das alles und noch viel mehr beschäftigte heute Freitag (1.4.) die literaturbegeisterten Morgenmenschen in Rauris.

Von Verena Resch und Carina Gebetsroither

Der zweite Teil der studentischen Arbeitskreise bot nicht nur einen Schauplatzwechsel – zum ersten Mal heuer versammelten sich die Literaturinteressierten im Gasthof Platzwirt – sondern war auch Gelegenheit, nach vielen Geschichten aus dem 20. Jahrhundert in eine ganz andere Zeit einzutauchen: in das elisabethanische Zeitalter.

Auf erfrischende Art und Weise erzählte die Autorin Inger-Maria Mahlke im Gespräch mit den Innsbrucker Studierenden von ihrem aktuellen Roman „Wie ihr wollt“ über Lady Mary Grey, eine Person, die sich aus Sicht der modernen Geschichtsschreibung im „toten Winkel“ befindet.

Auf die Frage, wie die Autorin zu dieser Figur kam, berichtete sie von stundenlangen Wikipedia-Recherchen, während derer sie sich durch den „gesamten Tudor-Adel klickte“. Das Ende ihrer Schreibtätigkeit beschrieb sie als „Copy-Paste-Orgie“. Ihre Texte verfasse sie nie „chronologisch“. Auch scheute Inger-Maria Mahlke sich nicht, von ihren Schwierigkeiten, den passenden Titel für ihre Romane zu finden, zu erzählen. Zum Glück gibt es da ja noch ihren Lektor, „der unter der Dusche die richtigen Einfälle hat“.

Im anschließenden Arbeitskreis mit Erich Hackl und Klagenfurter Studierenden lag der Fokus auf der Recherche. Hackls Interesse für reale Geschichten erfordere viel Suchen, Sammeln und Gespräche mit Betroffenen. Die historischen Vorgaben, die seiner Arbeit einen Rahmen geben, bezeichneten die Studenten als „goldenen Käfig“. Hackl selbst wendete lachend ein, es sei eher ein schäbiger, verrosteter Käfig.

Alain Claude Sulzer hat sich schon von Kindheit an als Schriftsteller gesehen, sagte er zu Beginn des letzten Arbeitskreises der Universität Wien. Der Autor zeigte, wie gelassen er mit Kategorisierungen seiner Werke umgeht: „Ich weiß nicht, was Künstlerromane eigentlich sollen“, meinte er und sorgte so für Gelächter. Auch das Urteil vieler Kritiker, sein neuester Roman „Postskriptum“ sei wie eine Fuge konzipiert, kommentierte er mit „Wenn die Kritiker das sagen, ist das gut.“

Für DrehPunktKultur berichten aus Rauris Studentinnen und Studenten von Christa Gürtler, die im Rahmen der Lehrveranstaltung „Literaturbetrieb und literarisches Leben in Österreich (Rauriser Literaturtage 2016)“ am Fachbereich Germanistik an den Rauriser Literaturtagen teilnehmen.
www.rauriser-literaturtage.at
Bild: RLT/David Sailer

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014