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Tiere, die uns nicht brauchen

LITERATURHAUS / FRÜHLINGSFEST EDITION THANHÄUSER

26/03/10 Dass Literaturhaus Salzburg und die Edition Thanhäuser feierten ein Frühlingsfest mit Literatur, Musik und Heurigenbuffet - einer ganzen Menge davon!

Von Gerald Schwarz

Ein Frühlingsfest – wie schön … besonders in dieser Woche, schienen die Jahreszeiten sich doch überwältigend schnell und strahlend zu wenden! Leider durften die Besucher der Veranstaltung am Donnerstag, deren Gastgeber die Edition Thanhäuser war, das Naturschauspiel nur auf der Leinwand genießen.

Ohne jeden Zweifel sind die Bücher, die dieser Ottensheimer Kleinverlag seit 20 Jahren in bestechender programmatischer, ästhetischer und kunsthandwerklicher Qualität herausbringt, aller Ehren wert; ohne jeden Zweifel gehört der Kopf dahinter, Christian Thanhäuser, zu den sensibelsten, geschmackvollsten und sympathischsten Menschen der Branche. So mochte man seinem Projekt den starken Scheinwerfer gönnen, der Donnerstag darauf fiel: Seine beeindruckenden Holzschnitte als Raumdekoration; Laudationes des selbsternannten „Wortschmugglers“ Ludwig Hartinger; ein Film über Jean-Henri Fabres Insektenwerk, das Thanhäuser jetzt auf Jahre hinaus mit Federzeichnungen illustriert; Lesungen von ihm in verschiedener Weise verbundenen Schriftstellern (liebenswert-verschmitzt Andrea Grill; stoisch  Frank A. Tichy; schließlich Lászlo Márton mit einem Duktus, als ob jede Faser seines Körpers an der Textproduktion mitbeteiligt wäre); eine g’schmackige Buffet-Pause, und endlich das hinreißende Musikerduo DYAS, denen zuzuhören Staunen, aber auch - o unerfüllter Wunsch! - das Tanzbein zucken machte.

Frank A. Tichys Bemerkung, bei Thanhäuser komme zur Neugier die Ausdauer, war aber schon auch beizupflichten. In der vierten Stunde bekam das Fest einen Beigeschmack von Kaffeefahrt („mit Demonstrationen und Verkaufsveranstaltung“); mehr als ein Zuhörer schien deutlich mürbe zu werden.

Der zauberhafteste Teil des Abends hatte früh stattgefunden: Welche Kraft muss mittels der Buchkunst durch die Geisteswelt wandern, wenn ein halbes Hundert Menschen geduldig-amüsiert beobachtet, wie lang es braucht, einen Film in Gang zu setzen, in dem dann ein älterer Herr (Fabre- Übersetzer Friedrich Koch) über sonnige Wiesen tapert und sich über eine mutmaßliche „Jugendform der Wacholderwanze“ begeistert. Ohne Witz - die 45 Minuten Film waren wundervoll; und kein schöneres und wahreres Wort fiel den ganzen Abend über die Buchkunst, als was derselbe Friedrich Koch darin über die Insekten sagte: „Das sind Tiere, die uns nicht brauchen - aber wir  brauchen sie.“

 

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