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Es sind Untersuchungen

UNIPARK / LESUNG FREUDENTHALER

19/11/14 Animalische Machtgeschichten statt Partnerschaften auf Augenhöhe: Die Paargeschichten von Laura Freudenthaler sind etwas Besonderes – und faszinierten die Zuhörer bei der Lesung in der Bibliothek des Unipark Nonntal. Lächeln geht nicht mehr? Dann halt Zähne zusammen beißen - wie ein Kampfhund.

Von Anna-Maria Schäfer

Sie wirkt zurückhaltend beim Lesen. Doch ihre Geschichten treffen dafür umso lauter und direkter: Laura Freudenthaler las am Mittwoch (18.11.) auf Einladung von Literaturarchiv, Müry Salzmann Verlag und Universitätsbibliothek aus ihrem Debüt „Der Schädel von Madeleine“. Durch den Abend führte Manfred Mittermayer, ein „vormaliger“ Lehrer der Autorin am Fachbereich Germanistik, auf sehr kurzweilige Art.

Die Autorin nimmt den Zuhörer und Leser mit in verschiedene Paarkonstellationen, die auf ihre Art und Weise wohl beklemmender nicht sein könnten. Einen Kampfhundalltag lebt etwa die eine Protagonistin, der Liebe wegen nach Italien ausgewandert und dort – der eigenen Unfähigkeit wegen? – in einer Wohnung gefangen. Beziehungsweise gefangen gehalten, der Beziehung wegen. Lächeln geht nicht mehr, darum beißt sie die Zähne zusammen, wie ein Kampfhund. In einer anderen Geschichte trifft Mira nach Jahren wieder auf Georg, und dieser spricht in Märchen zu ihr. Diese Geschichte in der Geschichte erzählt von Hänsel und Gretel. Ein Stilmittel, um Miras Depression greifbar zu machen, die man nach und nach realisiert.

Was die insgesamt fünf Geschichten vereint? Animalische Bilder, sehr genaue anatomische Darstellungen, Verwandlungen und Metamorphosen, getriebene Menschen und Wiederholungen als Stilmittel, um das Hamsterrad, in dem sich deren Beziehung oftmals dreht, zu verdeutlichen. Und mittendrin: immer wieder ein Tier. Und immer wieder eine anatomische Beschreibung als roter Faden. Denn diese Ebene macht es greifbarer und bietet eine ganz eigene Schönheit und Präzision, um chaotische Situationen wieder in Ordnung zu bringen, erklärt die junge Autorin, die schon früh zu schreiben begann. Ausgelöst worden sei diese Leidenschaft unter anderem durch das große Bücherregal zu Hause – und durch die Welten, die sich dank der zahlreichen Werke in besagtem Regal für sie aufgetan haben.

LLaura Freudenthaler geboren 1984 in Salzburg, studierte Germanistik, Philosophie und Gender Studies und lebt nach einem Aufenthalt in Frankreich als Autorin und Übersetzerin in Wien. Publiziert hat sie u. a. in „manuskripte“ und „Lichtungen“. 2010 hat sie den „Wörtersee“-Ö1-Preis erhalten. „Der Schädel von Madeleine“ ist ihr erstes Buch. Ihre Paargeschichten sind wahrlich keine klassischen Liebesgeschichten - und das ist auch gut so. Man darf gespannt sein auf ihr zweites Werk, das noch im kommenden Jahr erscheinen soll.

Laura Freudenthaler. Der Schädel von Madeleine. Paargeschichten. Verlag Müry Salzmann Salzburg 2014. 128 Seiten, 19 Euro - www.muerysalzmann.at
Bild: Verlag Müry Salzmann

 

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