Zukunftsforscherin mit seismografischem Gespür

GROSSER KUNSTPREIS DES LANDES

25/10/23 Alle vier Jahre ist die Literatur dran. Der Große Kunstpreis des Landes, ab heuer mit 20.000 Euro dotiert, ging an an Kathrin Röggla. – Am Dienstag (24.10.) war in der Salzburger Residenz die Kunstpreisverleihung: all die Auszeichnungen, Förderpreise und Jahresstipendien des laufenden Jahres.

Kathrin Röggla stand für die Jury außer Frage. Johanna Öttl (Alte Schmiede, Wien), Christa Gürtler (Literaturfest Salzburg) und Hans Höller (ehemals Universität Salzburg) wählten sie aus den Vorschlägen der Salzburger Literatureinrichtungen einstimmig als Preisträgerin aus. Ihr „Programm eines ‚gespenstischen Realismus‘ macht die Autorin zu einer wichtigen Stimme der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur“, heißt es in der Jury-Begründung. „Mit Komik und Ironie reflektiert Röggla in ihrem Werk die globale Ökonomisierung unserer Lebensverhältnisse und unsere Sozialfiktionen im 'postfaktischen' Zeitalter und bewegt sich dabei zwischen Prosa, Essay, Theater und Hörspiel. Dabei erweist sie sich oft als Zukunftsforscherin mit seismografischem Gespür.“

Die 1971 in Salzburg geborene Schriftstellerin lebt in Berlin und Köln, wo sie seit 2020 Professorin für „Literarisches Schreiben“ an der Kunsthochschule für Medien ist. Bereits mit 24 Jahren debütierte sie 1995 im Salzburger Residenz Verlag mit dem Prosaband „niemand lacht rückwärts“. Mit Salzburg verbinden sie nicht nur ihre literarischen Anfänge, sondern unter anderem Projekte mit dem Thomas-Bernhard-Institut der Universität Mozarteum. „Ilse Aichinger, Peter Handke und Karl-Markus Gauß sind Namen, mit denen ich mich nicht nur hier verbunden sehe, aber hier ist es eine besonders mich ehrende Weise“, so Literaturpreisträgerin Kathrin Röggla unter Hinweis auf prominente Kolleginnen und Kollegen, die in früheren Jahren den Großen Kunstpreis für Literatur erhalten haben. Der letzte Preisträger war 2019 Bodo Hell.

Zum siebenten Mal wurde der Große Kunstpreis für Literatur an eine Autorin oder einen Autor mit biografischem Salzburgbezug vergeben. Im Vierjahresrhythmus wechseln einander die Bereiche Bildende Kunst, Darstellende Kunst, Musik und Literatur ab.

Seit 1988 steht Kathrin Röggla aktiv in der literarischen Öffentlichkeit, erst in der Salzburger Literaturwerkstatt, der Salzburger Autorengruppe und in der Redaktion der Literaturzeitschrift erostepost. Veröffentlichung in diversen Zeitschriften folgten ab 1995 zahlreiche Prosa- und Essaybände. Kathrin Röggla hat ab 1998 auch Arbeiten fürs Radio gemacht – Hörspiele, akustische Installationen und Netzradio – sowohl in Zusammenarbeit mit dem Bayrischen Rundfunk als auch als Mitglied des Netzradiokollektivs convextv. Mehrmals wurden texte von ihr Hörspiel des Monats, für really ground zero erhielt sie den RIAS-Preis.

Theatertexte von Kathrin Röggla wurden unter anderem vom Residenztheater München, dem Düsseldorfer Schauspielhaus, dem Neumarkttheater Zürich, dem Burgtheater und dem Schauspielhaus in Wien, sowie dem Nationaltheater in Mannheim, dem Staatstheater in Kassel, dem Dresdener Staatsschauspiel, dem Saarländischen Staatstheater dem Maxim Gorki und den Sophiensälen in Berlin uraufgeführt.

Alle Preisträgerinnen und Preisträger des Landes 2023:
- Jahresstipendium Bildende Kunst: Isabell Rauchenbichler
- Jahresstipendium Fotografie: Peter Schreiner
- Jahresstipendium Darstellende Kunst: Phillipp Laabmayr
- Jahresstipendium Musik: Benjamin Lageder
Jahresstipendium Film: Victoria Funkl
Jahresstipendium Medienkunst: Sigrid Langrehr
Jahresstipendium Literatur: Marlen Mairhofer
Anton-Faistauer-Preis für Malerei: Theresa Ulrike Cellnigg
Anton-Faistauer-Anerkennungspreis: Sarah Bechter
Slavi-Soucek-Stipendium: Katrin Huber
Großer Kunstpreis des Landes für Literatur: Kathrin Röggla
Rauriser Literaturpreis: Marcus Fischer
Rauriser Förderungspreis: Felicia Schätzer
Landespreis für elektronische Musik: Hanna Lucia Brosch, Chris Janka, Kilian Kofler, Joanna Quehenberger und Jakob Vasak
Videoporträts der Preisträgerinnen und Preisträger sowie Broschüre mit Preisen und Stipendien
Bilder: Stills aus dem Videofilm des Landes über Kathrin Röggla