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Enzyklopädie der russischen Seele

HINTERGRUND / VIKTOR JEROFEJEW

15/09/21 Hält es Russland eher mit dem Westen oder eher mit dem Osten? Gibt es die Besonderheiten der russischen Mentalität? Was ist die russische Seele? Viktor Jerofejew, einer der es tatsächlich wissen könnte, liest heute Mittwoch (15.9.) im Literaturhaus Salzburg. Und zum ersten Mal überhaupt in Österreich.

Viktor Jerofejew, 1947 in Moskau geboren, wurde weltweit bekannt durch seinen 1989 erschienenen und in 27 Sprachen übersetzten Roman Die Moskauer Schönheit. 1979 wurde er wegen seiner Beteiligung an der Literaturanthologie Metropol mit von der Zensur verbotenen Texten vom Schriftstellerverband der UdSSR ausgeschlossen. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion gab er diesen von ihm als „Röntgenapparat, der die ganze Gesellschaft durchleuchtete“ bezeichneten Almanach in einer Reihe neu heraus. Zudem ist Jerofejew Herausgeber der ersten russischen Nabokov-Ausgabe. Er schreibt regelmäßig für die New York Times Book Review, DIE ZEIT, die FAZ und DIE WELT und gilt als kritischer Intellektueller wie auch als einer der bekanntesten russischen Gegenwartsautoren. Er lebt in Moskau. 

„Viktor Jerofejew, der zum ersten Mal in Österreich lesen wird, beschreibt mit seiner Enzyklopädie der russischen Seele nicht nur die post-sozialistische Entwicklung Russlands. Er beschreibt auch, was es bedeutet, Ideale zu haben und sie scheitern zu sehen.“ Das sagt Petra Nagenkögel, die Leiterin des Literaturvereins prolit. Die Lesung des namhaften, 1947 in Moskau geborenen Autors, ist eine gemeinsame Veranstaltung mit dem Fachbereich Slawistik der Universität Salzburg.

Roman? Krimi? Enzyklopädie? In einer „kühnen Mischung“ verbinde Jerofejew in seinem umstrittensten Buch „so spannungsreich wie philosophisch, so ironisch wie humorvoll Bestandsaufnahme mit Fantasie“. Russland soll endlich wieder eine Supermacht werden. Dazu müssen Geheimdienst und Militär erst die mythische Figur des „Grauen“ finden. In die Suche schaltet sich ein russischer Intellektueller ein, der sich schließlich gemeinsam mit dem „Grauen“ in alkoholschwangere Abenteuer und turbulente Liebschaften stürzt. Doch der Traum von einer neuen Metaphysik für die gesamte Menschheit ist bald ausgeträumt. Der Held verzweifelt an der Unmöglichkeit, in Russland ein normales Leben zu führen. Und Amerika ist auch keine Option... (dpk-klaba / prolit)

Viktor Jerofejew, Lesung und Gespräch heute Mittwoch (15.9.) um 19.30 im Literaturhaus Salzburg. Moderation und Übersetzung Peter Deutschmann - www.literaturhaus-salzburg.at
Bild: Verlag Matthes und Seitz

 

 

 

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