Literatur – und auch sonst fast alles

LITERATURFEST SALZBURG

20/04/21 Soziale Wieder-Eingliederung von Straftätern? Heikles Thema. Steht auf der Agenda. Eingeladen sind das Ministerium für Mitgefühl, aber auch „eine der härtesten Live-Bands des Landes“. Das Literaturfest wird außerdem erstmals hinausgehen ins Land. Und: „Es soll auch manchmal Spass machen.“

Von Heidemarie Klabacher

„Es hat nie jemand gesagt, dass das Literaturfest Salzburg nicht auch hinausgehen soll ins Land Salzburg.“ Das sagten Josef Kirchner und Robert Prosser, die beiden künstlerischen Leiter des Literaturfests heute Dienstag (20.4.) bei der Programmpräsentation via Zoom aus dem Marionettentheater – einem der zahlreichen Kooperationspartner des ziemlich neu aufgestellten Festivals.

So werde das Literaturfest erstmals nicht nur veranstalten, sondern auch produzieren: Als Ko-Produktion mit dem Toihaus wird Helena Adlers Roman Die Infantin trägt den Scheitel links auf die Bühne gebracht. Die Premiere steigt im Rahmen des Literaturfestes, vier weitere Aufführungen gibt es in Saalfelden, Hallein, Tamsweg und Neukirchen. Ein vertrauter Anblick, schon in den nächsten Tagen, werden die Schaufenstertexte sein. Heuer stammen diese aus der Feder von Birgit Birnbacher, der Bachmann-Preisträgerin 2019. Von 26. bis 30. Mai will das Literaturfest „Autor*innen, Performer*innen und Musiker*innen“ eine Bühne bieten, auf der „unterschiedliche Disziplinen wie Literatur, Musik und Schauspiel einander berühren, überschneiden, aufeinanderprallen“. So Josef Kirchner und Robert Prosser.

Die grundsätzliche Ausrichtung des Festivals samt Ausweitung der Formate fast alle Sparten und Genres ist ebenso neu wie das Leitungs-Profil: Josef Kirchner hat die Leitung 2019 übernommen. Ihm zur Seite stehen soll „alle zwei bis drei Jahre“ eine weitere Person aus der heimischen Literaturszene, Robert Prosser ist der erste Ko-Leiter.

Diskursiv soll es hergehen, ein Festival-Schwerpunkt gilt dem Thema Macht und Mitgefühl: „Komplexe Themenfelder wie Schuld, Strafe, Rehabilitierung und Reintegration literarisch sinnstiftend zu bearbeiten erfordert Können und Feingefühl“, sagen die Intendanten. Den Autorinnen Birgit Birnbacher und Kaska Bryla sei es gelungen, „dieses Kunststück in ebenso mitreißenden, wie tiefgründigen Romanen zu meistern“. Davon ausgehend, behandeln Gespräche und Diskussionen recht grundlegende Fragen wie etwa: Welchen Sinn haben Freiheitsstrafen in unserer Gesellschaft (noch)? Was passiert aktuell an den „Rändern der Gesellschaft“? Wie kann die Resozialisierung von scheinbar Stigmatisierten gelingen?

Lesungen und Gespräche, Performances, Literarische Spaziergänge, Spoken Word und Konzerte stehen auf dem Plan, eingeladen sind Autorinnen und Autoren von Florian Barany und Franziska Biermann bis Feridun Zaimoglu und Klaus Zeyringer. Namhaften Persönlichkeiten von Juan Gabriel Vásquez bis Marlene Streeruwitz werden junge Leute gegenüberstehen.

War da nicht was mit Pandemie? Tatsächlich sei das Programm mit den unterschiedlichsten Kooperationspartnern von ARGEkultur und Stadtbibliothek bis zu Kunstverein und Marionettentheater (wo die traditionelle Lyrik-Matinee stattfinden wird) unter den herrschenden Umständen schwer zu planen. Stattfinden wird das Literaturfest Salzburg 26. bis 30. Mai auf jeden Fall, erklärten Kirchner und Prosser beim Pressegespräch. Die meisten Veranstaltungen werden gestreamt werden, „sei es als zusätzliches Angebot, wenn Publikum anwesend sein darf, oder im schlimmsten Fall eben als einzige Möglichkeit, das Literaturfest als Online-Veranstaltung stattfinden zu lassen“.

Eröffnet wird das 13. Literaturfest Salzburg am 26. Mai in der SZENE Salzburg: Sharon Dodua Otoo liest aus ihrem Roman Adas Traum, „der die Lebensgeschichten vieler Frauen zu einer Reise durch die Jahrhunderte und über Kontinente verwebt“. Davi Schalko liest aus seinem neuen Roman Bad Regina, „einer bitterbösen und urkomischen Fantasie über den Untergang Europas“. Und der Schweizer Autor Franz Hohler, „ein Gesamtkunstwerk“, so das Intendanten-Duo, präsentiere seinen Band Fahrplanmäßiger Aufenthalt, der neue Erzählungen aus Sarajevo, Kenia, Odessa, dem Maidan oder Kiew versammelt. Musikalisch begleitet wird die Eröffnung vom Salzburger Ensemble NAMES.

Und das Ministerium für Mitgefühl? So heißt ein Kollektiv das „performativer Online-Workshops via ZOOM abhalten wird. Die Ministerin fragt in Einzelgesprächen: Ist das Mitgefühl oder kann das weg?“

Das 13. Literaturfest Salzburg von 26. bis 30. Mai - www.literaturfest-salzburg.at
Bilder: Stills aus dem Zoom-Pressegespräch
Zum Kommentar Palmström. Oder Literaturfest goes Open Mind