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Dokumente des Ausbrechens und der Versöhnung

LITERATURFEST SALZBURG / ERÖFFNUNG

23/05/18 Das 11. Literaturfest Salzburg wird heute Mittwoch (23.5.) eröffnet. „Revolten“ – künstlerische und gesellschaftliche Revolten – stehen bis Sonntag (27.5.) immer wieder im Zentrum des Festivals, dessen Programm erstmals von Christa Gürtler und Valerie Besl verantwortet wird.

Von Heidemarie Klabacher

Bereits die Eröffnung heute Mittwoch (23.5.) in der Großen Aula steht im Zeichen des Themas: Büchner-Preis-Träger Friedrich Christian Delius beschwört in seiner Erzählung „Die Zukunft der Schönheit“ den Aufbruchsgeist der späten Sechzigerjahre. Das Aufbegehren der Schülerinnen eines katholischen Internats thematisierte Barbara Frischmuth in ihrem Debütroman „Die Klosterschule“ aus dem Jahr 1968. Die Geschichten des Schweizer Autors Michael Fehr, die er nicht aufschreibt, sondern aufnimmt, sind „komplexe Sprachkompositionen, die Denken und Sprechen einzigartig miteinander verbinden“, schwärmen die Literaturfest-Verantwortlichen Christa Gürtler und Valerie Besl.

Erwartet werden außerdem die Autorinnen und Autoren Deborah Feldman, Helmut Lethen, Ulli Lust, Angelika Reitzer, Jan Wagner oder Frank Witzel. Stefanie Reinsperger und Nico Holonics lesen aus dem Briefwechsel von Bert Brecht und Helene Weigel. Als erste Autorin der neuen Reihe „Hausbesuche“ kommt Margit Schreiner zu Lesungen im privaten Rahmen. Text und Musik verschmelzen in den Auftritten und Performances von Dental Princes, Ferdinand Schmalz und Clara Frühstück.

Zum Thema „1968 – Kulturen der Rebellion“ diskutiert der Kulturwissenschaftler Helmut Lethen. Er habe sich, so die Literaturfest-Leiterinnen, als Zeitgenosse immer wieder mit der Sehnsucht der 68er-Generation nach einem „radikalen Handbrevier“ beschäftigt, das Orientierung bieten und politische Handlungsräume öffnen sollte. Edit Schlaffer, Die feministische Sozialwissenschaftlerin und Vorsitzende von „Frauen ohne Grenzen“ hat selbst erlebt, wie konservativ die revolutionären Genossen im Umgang mit Frauen waren. Der Schriftsteller Frank Witzel liest aus seinem hybriden Roman „Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969“.

Nicht nur gesellschaftlichen, sondern auch biografischen Auf- und Umbrüchen gilt die Aufmerksamkeit der Programm-Macherinnen Gürtler und Besl: Katharina Winkler erzählt in ihrem Debütroman „Blauschmuck“ aus dem Leben einer kurdischen Muslima, der nach Abhängigkeit und brutaler Unterdrückung die Befreiung gelingt. Katharina Winkle spricht mit ihrer Kollegin, der Schriftstellerin und Türkei-Expertin Barbara Frischmuth. Deborah Feldman schildert in ihrem autobiografischen Debüt „Unorthodox“ ihren Ausbruch aus der ultraorthodoxen chassidischen Gemeinde in Williamsburg in New York. Ihr aktueller Roman „Überbitten“ ist, so die Literaturvermittlerin Christa Gürtler, ein faszinierendes „Dokument der Versöhnung“.

Literaturfest Salzburg von 23. bis 27. Mai – Detailprogramm unter www.literaturfest-salzburg.at
Bilder: LFS/Jürgen Bauer; Franco Tettamanti

 

 

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