Blind Date mit einem Buch

ÖSTERREICH LIEST

13/10/17 Es versteht sich als größtes Literaturfestival des Landes: „Österreich liest“ lockt jährlich eine halbe Million Besucherinnen und Besucher in die Bibliotheken. Große und kleine, Schul- oder Universitätsbibliotheken bieten von 16. bis 22. Oktober zum zwölften Mal ein buntes Programm.

Von Heidemarie Klabacher

In den unterirdischen Bücherspeicher lädt etwa die Österreichische Nationalbibliothek: In diese Tiefen dringen Besucherinnen und Besuchern normalerweise nicht vor. Alte Dokumente, wenn man ihrer habhaft wird, sind oft kaum mehr zu entziffern, nicht unbedingt, weil sie so verblasst wären, sondern weil kaum jemand mehr Kurrentschrift lesen kann. Die Nationalbibliothek bietet Nachhilfe.

Eine besonders reizvolle Idee hatte man in der Bibliothek Elixhausen: „Blind Date mit einem Buch“. Da werden Bücher aus dem Bestand der Bibliothek in undurchsichtiges Papier gepackt und verliehen, ohne dass die Entlehner wissen, welches Buch sie mitnehmen. Öffentliche Bibliothek der Pfarre Aigen lädt zur Begegnung mit Brita Steinwendtner, davon, dass es nie zu früh ist, zur Beschäftigung mit dem Buch zeugt der Tamsweger Babybrunch. Gasteiner Autoren lesen in Gastein, auf die Spuren der Leidenschaft begibt man sich in Karprun, „Schloss- und Schlüsselgeheimnisse“ lüftet man in Mattsee...

Zahlreiche Bibliotheken laden auch heuer wieder zu Krimifesten mit trickreichen Vertretern der Zunft wie etwa Friedrich Ani, Bernhard Aichner, Herbert Dutzler, Thomas Raab oder Beate Maxian. Weniger mordlüstern geht es zu in den verschiedensten Kabarett-Programmen etwa mit Klaus Eckel, Paul Kraker oder Fritz Jergitsch, die mit Sarkasmus und Ironie tagesaktuelle Ereignisse parodieren. Für Stoff ist dieser Tage ja ausreichend gesorgt. Die Wahl werden wir, wenn „Österreich liest“ steigt, auch schon überstanden haben. Vielleicht kommentieren die Kabarettisten das Wahlergebnis gleich brandaktuell.

Autorinnen und Autoren wie Rudolf Taschner, Radek Knapp, Heinz Janisch, Franzobel, Kurt Palm, Eva Rossmann oder Susanne Scholl stellen ihre Neuerscheinungen vor. Für Kinder und Jugendliche gibt es landauf landab Theaterstücke mit Klassikern wie „Die Omama im Apfelbaum“ oder dem Grüffelo. Dazu kommen Lesungen etwa von Heinz Janisch, Georg Bydlinski oder Julya Rabinowich.

Den über 10.000 an den öffentlichen Büchereien Österreichs tätigen Bibliothekarinnen und Bibliothekaren, die unermüglich Bücher empfehlen, suchen, sortieren, verwalten und pflegen ist in diesem Jahr eine eigene Broschüre gewidmet: Darin werden einige dieser „literarischen Nahversorger“ in biographischen Miniaturen der Schriftstellerin Barbi Marković und atmorsphärisch überaus anregenden Bildern des Fotokünstlers Peter Rigaud vorgestellt. 87,3 Prozent von ihnen sind Frauen, 12,7 Prozent Männer, achtzig Prozent arbeiten ehrenamtlich.

Zusammen verwalten sie in 1300 öffentlichen Büchereien über zehn Millionen Medien. Sie ermöglichen zehn Millionen Benutzerinnen und Benutzer (65 Prozent weiblich, 34,5 Prozent männlich) jährlich 22 Millionen Entlehnungen. Die Broschüre ist dieser Tage verschiedenen Tages- und Wochenzeitungen beigelegt.

Bücher fahren Zug heißt es in Oberösterreich und Salzburg: Bücher und Zeitschriften auf den Sitzplätzen, Tischen oder Gepäckablagen finden sich in den Oberösterreichischen Regionalbahnen. Salzburg und Bayern machen gemeinsame Sache verteilen Lesefutter in ausgewählten S-Bahnen von ÖBB und BLB. Die Bücher und Zeitschriften können gelesen, mitgenommen und behalten oder zurückgelegt werden.

„Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek“ ist eine Initiative des Büchereiverbandes Österreichs unterstützt vom Bundeskanzleramt. Die offizielle Eröffnungsgala ist am Freitag (13.10.) in Wien.

Die Broschüre über die Bibliothekarinnen als e-paper; das Programm im Bundesland Salzburg; das Gesamtprogramm

Bild: www.elixhausen.bvoe.at (1); Peter Rigaud/Broschüre (1);