Peng. Krimi. Peng.

LITERATURHAUS / KRIMIFEST „PENG“

02/11/16 Milena Proháska vom Bundesnachrichtendienst soll nicht nur für Deutschland und die Ukraine, sondern auch für Russland arbeiten. Ausgerechnet Beringer, den Milena erst jüngst verlassen hat, soll herausfinden, ob der Verdacht begründet ist. In Kiew herrscht das Chaos…

Von Heidemarie Klabacher

Ich weiß nicht, wo ich bin. Ich weiß nicht, wie lange ich schon hier bin. Ich weiß nicht, ob es Morgen ist oder Abend. Ich weiß, dass ich sterben werde, aber ich weiß nicht, wann.“ Die die ersten beiden Kriminalromane um Milena Proháska heißen „Milenas Verlangen“ und „Beringers Auftrag“. Die druckfrische dritte Folge „Wo es wehtut“ präsentiert die Autorin Doris Gercke beim Auftakt zum Krimifest „Peng“ am Donnerstag (3.11.) im Literaturhaus.

Es soll ja Leserinnen und Leser geben, die sich über Kriminalliteratur erhaben fühlen. Natürlich sollte die Story packend und plausibel, der Ermittler oder die Ermittlerin überzeugend – also eher ein gebrochener, denn ein strahlender Held – sein. Natürlich sollten die Bösen ihr Fett ab kriegen, aber ohne dass die Welt allzu simpel in Gut und Böse geteilt wird. Neben dem Plott sollten Umgebung und Schauplatz überzeugen, aber ohne dass man das Gefühlt hat, der jeweilige Tatort-Fremdenverkehrs-Verein ist der Hauptsponsor der Publikation. Serien mit wiederkehrendem Personal sind willkommen, Entwicklungen müssen aber erkennbar, simple Wiederholungen vermieden werden. Sprachlich und stilistisch stellt der wahre Krimi-Fan hohe Ansprüche. Leitmotive dürfen sein, aber inflationär verwendet werden... Anspruchsvolle Krimis sind durchaus Literatur!

Falls sich trotzdem wer geniert: „Ich les ja selbst gerne Krimis", sagte etwa Elfriede Jelinek 2004 im Interview mit André Müller in Weltwoche, Berliner Zeitung und profil.

Jedenfalls ist es gut, dass es im Literaturhaus das Krimifest gibt. Die Idee dazu hatte - Peng - Literaturhausleiter Tomas Friedmann. Seit dem ersten literarischen Blutvergießen im Herbst 2009 findet das Krimifest, jährlich – und seit dem Vorjahr – dreitägig statt. „Ziel des Festivals mit deutschsprachigen und internationalen Autorinnen und Autoren ist es, mit kurzen Lesungen und spannenden Gesprächen dem ‚gefährlich’ lebendigen Genre Krimi eine Öffentlichkeit zu geben“ sagt Tomas Friedmann. Eingeladen werden renommierte Schriftsteller wie Debütanten. „Es geht uns darum, deren Neuerscheinungen für ein größeres Publikum kulinarisch und kritisch aufzubereiten.“ Dadurch werde eine Brücke zwischen Jung und Alt geschlagen, werde gezeigt „dass die Grenzen zwischen U und E wie in der Musik auch in der Literatur verschwimmen“, erläutert Friedmann das Konzept. „Krimis haben einen fixen Platz auch im Programm eines Literaturhauses.“ Ergänzt wird das Lesungsprogramm interdisziplinär mit Film und Musik.

Vier bekannte Autoren eröffnen am Donnerstag (3.11.) das Krimifest 2016, lesen aus ihren neuen Büchern und stellen sich der Diskussion mit dem Publikum. Durch den Abend führen Manfred Baumann und Tomas Friedmann.
Friedrich Ani wurde mit seinen Romanen um den Vermisstenfahnder Tabor Süden zu einem der berühmtesten deutschsprachigen Kriminalschriftsteller. Im neuen Buch „Nackter Mann, der brennt“ kehrt ein Mann vierzig Jahre nach seiner Flucht aus einem bayerischen Dorf heim und rechnet mit den Missbrauchstätern von damals ab.
Eva Rossmann schreibt seit 1999 jährlich einen Krimi rund um die Wiener Journalistin Mira Valensky und deren Freundin Vesna Krainer. Im jüngsten Roman „Gut, aber tot“ geht es um Mensch und Tier nach dem Motto: Fleisch essen kann gefährlich sein, vegan leben auch.
Doris Gercke, bekannt etwa durch ihre Ermittlerfigur Bella Block, beschert den Fans mit ihrem neuen Krimi „Wo es wehtut“ bereits die dritte Begegnung mit der Ermittlerin Milena Proháska. Doris Gercke, die in ihren Romanen immer auch Missstände unserer Wohlstandsgesellschaft aufzeigt, liest zum ersten Mal in Salzburg,
Auch Mark Billingham ist Debütant beim Krimifest im Literaturhaus. Er gilt als einer der international erfolgreichsten britischen Krimiautoren. Im Roman „Die Schande der Lebenden“ geht es um fünf Menschen, die sich wöchentlich mit ihrem Therapeuten treffen: Jeder hat ein dunkles Geheimnis.

Am Freitag (4.11.) lesen Oliver Bottini und Tatjana Kruse, das Autorenduo Ursula Poznanski/Arno Strobel, Edith Kneifel und Philip Kerr. Am Samstag (5.11.) folgen Lesungen und Gespräche mit Esmahan Aykol, Martin Walker, Petra Ivanov, Bernhard Aichner, Manfred Baumann und Franz Zeller. Danach gibt es Kriminaltango und Co mit DJ KOLLEKTIV TANZBAR.

Krimifest „Peng“ – 3. bis 5. November im Literaturhaus
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Bild: Literaturhaus