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„Die LKV in Person“

LESEPROBE / VOM LUNGAU

17/07/14 Nichts läge dem Team von der Lungauer Kulturvereinigung ferner als Personenkult. In ihrer Festschrift zum 40jährigen Bestehen ist die Vielfalt und Verschiedenartigkeit der sich dort Engagierenden geradezu Leitmotiv. Trotzdem wollen wir ein Kapitel als Leseprobe anbieten, das dem engagierten Robert Wimmer gilt, dem rührigen Geschäftsführer und einem der Kultur-Vordenker im Land Salzburg.

Da gibt es nichts zu leugnen und zu deuten: kein anderer Name steht in den letzten 15 Jahren so sehr als Synonym für die Lungauer Kulturvereinigung und zeitgenössische Kulturarbeit im Lungau wie der von Robert Wimmer. Seit 1.1.1997 gehört er dem Vorstand der LKV an. Damals wurde er als Miterfinder der Kinderszene kooptiert und sollte dem erlahmenden Tagesgeschäft der LKV neues, junges Publikum zuführen. Seit Mai 2000 ist er nebenberuflich, seit Juni 2007 hauptberuflich Geschäftsführer und prägt seither maßgeblich inhaltlich und organisatorisch deren Tätigkeit.

Robert Wimmer, der im Dezember 2013 seinen 50er gefeiert hat, wuchs in Mauerkirchen in Oberösterreich auf, besuchte das Gymnasium Braunau, maturierte an der HTL Salzburg Itzling und glänzte in jungen Jahren als Tormann des Jahres 1983 in der Landesliga beim ASV Salzburg. Sein erster bezahlter Job als technischer Zeichner ließ noch nichts von seiner späteren Berufung als Kulturmanager erahnen.

In den Lungau führte ihn sein Zivildienst bei der Lebenshilfe Tamsweg (1984), gehalten hat ihn die mit Ehrentraud Indinger gegründete Familie mit den drei Söhnen. Vor der endgültigen Entscheidung für den Lebensmittelpunkt Lungau lag der Abschluss der Pädagogischen Akademie in Salzburg im Fach Sonderpädagogik. Von 1989 bis 1996 war er Leiter des Lebenshilfe Wohnheimes.

Zu den frühen Errungenschaften, die er mit anderen engagierten jungen Menschen der lokalen Politik in Tamsweg abtrotzte, gehörte das 1986 eröffnete, erste Jugendzentrum im Lungau, dessen Trägerin die Jugendkulturinitiative (JKIT) war. Zwei Räume im Erdgeschoss des Schloss Kuenburg wurden für einige Jahre der Jugend zur Selbstverwaltung überlassen, Wimmer ein Jahr lang als hauptamtlicher Koordinator angestellt. Nach einem Familien-Jahr, das seiner Frau den Abschluss ihrer Buchhändlerlehre ermöglichte, unterrichtete er zehn Jahre als Integrationslehrer an den Hauptschulen in Tamsweg (Sportzentrum) und St. Michael. Seit dem Jahr 2007 verdient er sein Brot mit Kulturarbeit.

Neben dem Kulturmanager Wimmer gibt es auch den Kulturschaffenden, vor allem als

Schauspieler, Regisseur, Theatermacher in der 1985 von ihm initiierten Theatergruppe MOKRIT.

Seine Wurzeln hat er im Kindertheater, er glänzte als böser Ritter Silberzahn Floretto, fieser Musikmarschierer und Räuber Rumzeis ebenso wie in Ferdinand der Stier und Herr Sturm und sein Wurm. Er verkörperte den Bürgermeister von Güllen Alfred Ill (Der Besuch), Nazis und korrupte Richter (Die Fabrik, Die Bettlerhochzeit II), einen zynischen, alternden Schwulen (Abraham), den türkischmuslimischen Bauarbeiter, der bereit ist, aus Assimilierungsgründen auch „amal an Leberkas“ zu essen (Munde) und den Kebabkönig. Im überaus berührend gespielten Stück Besuchszeit von Felix Mitterer wurde ihm von Lisi Strauß als seiner inhaftierten Gattin mittels Küchenmesser nach dem Leben getrachtet, in Tannöd stand er selbst im Verdacht, Mörder von sechs Menschen, darunter zwei ihm angedichtete Kinder und seiner Ex-Geliebten zu sein. Er war Schauspieler bei den Hans-Wurst-Spielen und entwickelte ein untrügliches Gespür für das Auffinden und Adaptieren genialer Spielstätten in ehemaligen Bergwerken, Papierfabriken, (Geigen-)Wäldern, auf Wiesen und G´stätten, an heiligen und weniger heiligen Orten.

Gemeinsam mit Regisseur Gerard Es, Autor Marc Ubl, den Querschlägern, dem damaligen Ramingsteiner Bürgermeister Hans Bogensberger, Bühnenbauten und -bildern von Reini Simbürger und Lisi Strauß, dem großen, sich stets erweiternden Ensemble und einer Unzahl von Beteiligten (bis zur gesamten Musikkapelle der Gemeinde Ramingstein) hat er mit einer Reihe von Produktionen überregionale Theatergeschichte geschrieben. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich die Truppe durch stetiges Arbeiten professionalisiert und perfektioniert. Robert Wimmer führt seit 2008 mehrfach selbst Regie, spannend immer wieder die Projekte im Rahmen der Aktion Macht/Schule/Theater, bei denen Horden von Theaterflöhen zu motivieren und choreographieren sind und deren Ergebnisse gerade den erwachsenen Zuschauern größten Respekt vor der Gesamtleistung abringen.

Seit 2009 nimmt Robert Wimmer auf Einladung der früheren Landesrätin Doraja Eberle mehrfach am Projekt Zirkuscamp in Srebrenica/Bosnien teil. Im Jahr 2006 führte ihn ein Programm zu europäischem Kulturaustausch für drei Monate nach Luxemburg. Inspiriert und fasziniert von den Möglichkeiten und Rahmenbedingungen, die es dort gibt, wurde die Idee zu einem eigenen Kunsthaus für den Lungau geboren und verfolgt. Mit dem Vorhaben, der zeitgenössischen Kultur im Lungau eine Heimstatt unter dem Dach des KUBUS 1024 zu geben, erreichte er landesweite Aufmerksamkeit, Zustimmung und eine enorme Medienpräsenz.

Lokal und regional war die Unterstützung nicht so einhellig, wie die, die man im Internet dokumentiert findet. Mehr als drei Jahre Arbeit, Vorbereitung, Planung, Hoffnung und letztlich das Scheitern haben viel Kraft gekostet und zeitweilig auch zur Ernüchterung beigetragen, was den Stellenwert des eigenen Schaffens in der Region angeht.

Sein mittelfristiges Ziel bleibt es, der LKV eine dauerhafte Spielstätte, der Kultur eine Heimstätte zu geben. Kurzfristig macht Robert Wimmer das mit Liebe und Begeisterung weiter, was er die letzten 15 Jahre bereits getan hat: der zeitgenössischen Kultur im Bezirk „entanTauan“ einen Rahmen zu geben und Heranwachsenden und Herauswachsenden aus dem oftmals zu straffen regionalen Korsett Raum und Bühne zu schaffen. Als Privatmann und Vater seiner vier erwachsenen Söhne will er der nächsten Generation eine Umfeld bereiten, in dem sie wachsen, gedeihen und sich entfalten kann, auch wenn Klima und Boden mitunter hart sind.

Aus dem Buch: Vom Lungau – Land, Leute, Kultur. Publikation zum 40-jährigen Bestehen der Lungauer Kulturvereinigung. 192 Seiten + CD. Verlag Wolfgang Pfeifenberger, 2014. € 24,90. - www.lungaukultur.at
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