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Götterdämmerung

BUCHBESPRECHUNG / DANACH

25/03/16 „Mit einer Götter-Lüge begann also der zweite Teil der Geschichte dieser Welt. Mit einer Lüge und einem Menschen-Weinen, das kein Gott überlebt hat.“ Eine Geschichte, die nicht nur Göttern, welchen auch immer, zu denken geben muss.

Von Reinhard Kriechbaum

„Die eine sah aus, als käme sie von... oder von woanders.“ Walter Müller erzählt vom Vergessen des Vergangenen, das mit einem Vergessen seiner selbst einher geht. Menschen vielleicht auf der Flucht, in einem Zug, der einigemale Halt gemacht hat, ohne dass die Leute ausgestiegen wären. Wozu hätten sie es tun sollen, sie, die ihre Geschichten so verdrängt haben wie ihre Erinnerung?

Zuerst waren die Bilder der Salzburger Künstlerin Edith Maria Engelhard. Nicht gemalte, sondern gewischte Bilder, unterwegs, auf den Handy-Display. Auch der Schriftsteller Walter Müller war unterwegs, heißt es. Auf einer Zugfahrt habe er seine Text-Assoziationen zu Engelhards Schwarzweißbildern notiert.

„Danach“ heißt das in jener Reihe erschienene Büchlein, für die man bei der Edition Tandem seit vielen jahren Salzburger Künstler des bildnerischen und des textsetzenden Metiers zusammen spannt. Walter Müller beschreibt den Aufbruch ins Nirgendwo. Neuverortnung kann nicht gelingen, wenn das Woher aus dem Blick geschwunden ist. Da kann kein Gott etwas ausrichten, auch wenn er „sanft durch die Zuglautsprecher“ kund tut, dass es weiter gehe. Ein moderate Lautstärke, bei der es nicht bleibt: „Hört uns an! Wir haben alles wieder in Ordnung gebracht, schrien die Götter durcheinander.“ Wer keine Geschichte(n) mehr hat, wird keinem Gott glauben. Eine Parabel über Flucht und Orientierungslosigkeit in leisen Tönen.

Walter Müller, Edith Maria Engelhard: Danach. 64 Seiten, Edition Tandem, Salzburg 2016. 16,50 Euro – www.edition-tandem.at

 

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