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Jedermann für jedes Kind

BUCHBESPRECHUNG / JEDERMANN FÜR JEDES KIND

20/08/15 Was war wohl zuerst? Die Entwürfe für Bühne, Puppen und Masken für den „Jedermann“ auf dem Domplatz? Oder die Illustrationen zum Bilderbuch „Jedermann für jedes Kind“? Werner Thuswaldner hat die Geschichte vom Sterben des reichen Mannes nacherzählt. Die Bilder basieren auf der Jedermann-Produktion von Julian Crouch und Brian Mertens mit den Kostümen von Olivera Gajic.

Von Heidemarie Klabacher

Historische Salzburg-Aufnahmen scheinen durchzuschimmern, etwa im Blick vom Domplatz zurück durch die Dombögen in die Franziskanergasse. Davor bizarre Teufel mit langen Nasen, spitzen Hörnern und dürren Beinen.

Dann wieder bilden feinste Spitzen und Spitzendeckerl einen geisterhaften Hintergrund: Etwa in den Bildern, in denen der Jedermann gnädig-knausrig dem Bettler eine einzige Münze reicht oder den säumigen Zahler einsperren lässt. Mit weißer Spitze überhaucht ist auch das Bild, in dem Gott mittels Schalltrichter den Tod herbeiruft. Angedeutete Bögen führen vielleicht ins Jenseits.

Dennoch ist gerade dieses Bild stärker in der Welt und auf der Bühne verhaftet: Man sieht den Bretterboden und Häuschen und Kirchlein – auch den Salzburger Dom in Miniaturformat ist dabei – wie Ausstattungstücke herumstehen. Gott ist in dieser Produktion ja ein Kind. Wie machtvoll seine Stimme dennoch ist, zeigt der Mund des Trichters.

Aber die Spitzen? Sind das nun Zeichnungen von Spitzen, Frottagen, mit Pinsel oder Fotoshop übermalte Fotografien, Collagen…

Andere Bilder wiederum sind, rein technisch, „gewöhnliche“ Aquarelle auf „gewöhnlichem“ Aquarellpapier, dessen Struktur noch erkennbar ist

Die jeweils doppelseitigen, also großformatigen Illustrationen, laden zumindest den Erwachsenen zum Rätseln und Sich-Versenken ein. Ein Kind, dem das Buch vorgelegt wurde, stellte allerdings die Frage, ob die Aufführung denn auch so unscharf sei…

Ein bewegendes Bild: naturfarbenes ein wenig zerknittertes Packpapier, am rechten Bildrand Jedermann und seine Mutter. Cornelius Obonya ist hier nicht so eindeutig zu erkennen, wohl aber Julia Gschnitzer als Jedermanns Mutter. Das Bild, aus dessen Elementen auch das Cover zusammengesetzt ist – Tod und Buhlschaft schreiten bzw. stürmen in entgegen gesetzte Richtungen in der Mitte Jedermann – könnte dagegen tatsächlich als Porträt des Mimen durchgehen.

So vielgestaltig und im Übermaß an Techniken und Stilmitteln scheinbar unruhig die Illustrationen von Julian Crouch sind, so klar, geradlinig und schnörkellos ist die Nacherzählung von Werner Thuswaldner. Auf dem Vorsatzblatt wird die ganze Geschichte erzählt. Fett gedruckte Sätze stechen heraus: Das sind die Bildtexte.

Hugo von Hofmannsthal: Jedermann für jedes Kind nacherzählt von Werner Thuswaldner. Mit Bildern von Julian Crouch. Michael Neugebauer Edition, Salzburg/Bargteheide, 2015. 20,60 Euro - www.minedition.com
Bilder: dpk-klaba / Details aus Jedermann für jedes Kind

 

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