Buchstaben klauben statt Bölzl schießen

BUCHBESPRECHUNG / POHN / LITERATURHAUS SALZBURG

08/06/12 Dass Mozart „beym Eizenberger“ auf  dem Luster geschaukelt ist, stimmt leider doch nicht. Es seien nur „ein erstaunlicher Lerm“ gemacht und ein paar Hängeleuchter des Lusters zerbrochen worden, schreibt Leopold Mozart an seinen Sohn, der also gar nicht dabei war. Dennoch wird der „Müllner Eyzenberger“, ein beliebtes Gasthaus in der Vorstadt, in den Briefen der Mozarts erwähnt.

Von Heidemarie Klabacher

"Die meistgestellte Frage in den zwanzig Jahren seit der Eröffnung des Salzburger Literaturhauses lautet: Was war dieses wundervolle Haus einmal?” So der Literaturhaus-Leiter Tomas Friedmann. Eine kleine feine Publikation in der Edition Eizenbergerhof gibt Auskunft.

Um 1600 erstmals urkundlich erwähnt. Als Gutshof und Gasthof im Besitz verschiedener Familien. In der Mozartzeit ein beliebtes Gasthaus, in dessen Garten auch das von der Familie Mozart unzählige Male in Briefen erwähnte „Bölzlschießen“ abgehalten wurde. Um 1900 ein Mehrparteien-Wohnhaus. Im Ersten Weltkrieg eine Kaserne. Während des Zweiten Weltkrieges ein Mietshaus mit bis zu sechzig Bewohnern. Bis 1988 eine Substandard-Bleibe. Seit 1990 „Literaturhaus Salzburg“ mit insgesamt sechs Literatureinrichtungen.

Das ist in Stichworten die von der jungen Salzburger Kunsthistorikerin Martina Pohn anschaulich und mit viel Liebe zum farbigen Detail erzählte Geschichte des „Eizenbergerhofes“ in Lehen. Zahlreiche historischen Pläne und Skizzen sowie hervorragende Fotos vom heutigen Bauzustand Innen und Außen bereichern die wichtige neue Salisburgensie.

H. C. Artmann hat den Eizenbergerhof einmal "das schönste Literaturhaus” genannt. „Doch was weiß man über die 400-jährige Geschichte des denkmalgeschützten Eizenbergerhofs?“, so Literaturhausleiter Tomas Friedmann. „Immer wieder staunen Besucherinnen und Besucher – seit Herbst 1991 immerhin über 225.000 Menschen – über die prächtigen Holzkassettendecken, den Marmorfußboden und über das Kreuzgratgewölbe im Eingangsbereich. - Und dann stellen sie Fragen…“

Leider seien die Informationen über das seit hundert Jahren im Besitz der Stadt Salzburg befindliche Gebäude spärlich gewesen, und das habe er ändern wollen, so Tomas Friedman, und eine junge Kunsthistorikerin mit der Recherche beauftragt. Ergebnis ist die vierzig Seiten umfassende fein bebilderte Broschüre „Literaturhaus Salzburg. Die Geschichte des Eizenbergerhofs ab 1600“.

Tomas Friedmann (Hg.)/Martina Pohn: Literaturhaus Salzburg. Die Geschichte des Eizenbergerhofs ab 1600. Edition Eizenbergerhof, Salzburg 2012. 40 Seiten. Die gebundene Broschüre ist gegen 5 Euro Schutzgebühr im Literaturhaus-Büro und abends bei Veranstaltungen im hc-café erhältlich. Die Borschüre als pdf-Datei zum Download - www.literaturhaus-salzburg.at