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Jetzt geht’s ja wieder

BUCHBESPRECHUNG / GRUBER / INSELWANDERN

03/06/22 Man meint sie ja zu kennen – Cres, Hvar, Korčula und noch so manch andere dalmatinische Insel. Bis einem, nach Lektüre des Buches von Eva Gruber, bewusst wird, dass die „Ortskenntnis“ über pure Küstennähe kaum einmal wo hinaus reicht. Schon gar nicht „hinauf“ in die insularen Gebirgslandschaften. Diese erfordern, trotz minimaler Seehöhe, durchaus mal Bergschuhe statt Badeschlapfen.

Von Heidemarie Klabacher

Trittsicherheit erfordert etwa die Wanderung auf der Insel Hvar vom Hafenort Jelsa hinauf zu einem 7 mal 6 mal 6 Meter mächtigen Turm - „Tor“ genannt - im vierten Jahrhundert vor Christus von den Griechen als Signalturm errichtet. Danach geht es weiter zur spätantiken Festungsanlage Galešnik. Wie sooft in Kroatien werden in alten Mauerresten auch hier natürlich „illyrische“ Fundamente vermutet. „Den Wegrand säumen hohe Gräser und zahllos Duftendes in Lila, Weiß, Gelb, Rot und Rosa.“ Poetische Schilderungen, sei es von Pflanzen, Tieren oder Felslandschaften, begleiten den Leser immer wieder auf den insgesamt 35 beschriebenen Wanderungen über sieben kroatische Inseln. Der inhaltliche Gewinn des akribisch gestalteten Buches mit Übersichts- und Detailkarten und hervorragenden Bildern der Autorin lässt über die in der Ich-Form geschriebenen poetischen Bemühungen aber gerne hinweglesen.

Besonders spannend – den Wander- in Richtung Kulturführer erweiternd – sind die jeweils blau unterlegten Infoblöcke. Eingebettet etwa in die von Jelsa ausgehende Wanderung ist ein knapper Text über das Starigrader Feld, „die größte fruchtbare Ebene aller kroatischen Inseln“. Dieses Feld sei vor 2400 Jahren von den Griechen in ein Raster von siebzig Rechtecken mit 900 mal 180 Metern geteilt worden. Eine vermessungstechnische antike Glanzleistung. Wege und Straßen durch Haine und Weinberge folgen bis heute diesem Raster. „2008 wurde das Feld von Stari Grad als lebendige, antike Landschaft und Ort zeitloser Schönheit zum UNESCO Weltnaturerbe erklärt.“

Krk – Wacholderwälder und Mondlandschaften. Cres – Olivenhaine und uralte Bergdörfer. Lošinj – Pinien, Palmen und k. u. k. Charme. Pag – Karstwüste und wundervolle Badebuchten. Hvar – Steinterrassen und Lavendelfelder. Korčula – mediterrane Wälder und hohe Berge. Pelješac – Weingärten und Sveti Ilija: Das sind die sieben Kapitel. Akribisch sind die Angaben für Wanderer zu Wegverlauf, Dauer, Länge, Höhenmetern, Schwierigkeit (Trittsicherheit ist im Karst immer wieder erforderlich). Familien- oder Seniorenfreundlichkeit einer Tour sind ebenso vermerkt, wie allfällige Kinderwagen- oder Hundetauglichkeit.

Letztere gelten, um exemplarisch auf Hvar zu bleiben, für die als Spaziergang ausgewiesene Tour 29 ab dem Städtchen Brusje im norden der Insel: Hier zählen die kilometerlangen (natürlich auch sonst überall in Kroatien zu sehenden) Trockensteinmauern zum immateriellen Weltkurerbe. Wirklich nicht leicht zu erhaschen ist ein Blick auf den Süßwassersee Vransko Jezero auf Cres. Unter „strenger Beachtung des Zutrittsverbotes“ (es ist eben DER Süßwasserspeicher der Insel) hat die Autorin einen Fotostandort ohne Stromleitungen davor im unwegsamen Gelände ausfindig gemacht und die Koordinaten preisgegeben.

Eva Gruber: Inselwandern in Kroatien. Krk, Cres, Lošinj, Pag, Hvar, Korčula, Pelješac. Styria Verlag, Graz 2022. 208 Seiten, 27 Euro – www.styriabooks.at
Bild: Eva Gruber / www.styriabooks.at

 

 

 

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