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Hitlers Schergen kamen eine Nacht zu spät

BUCHBESPRECHUNG / SIGISMUND WAITZ

02/09/10 Der aus Südtirol stammender Salzburger Erzbischof Sigismund Waitz (1864-1941) war eine schillernde Kirchenpersönlichkeit in bewegter Zeit. Er war ein entschiedener Gegner Hitlers.

Wenn man Zeitzeugen glauben darf, dann habe nur der überraschende Tod den Salzburger Erzbischof Sigismund Waitz vor Verhaftung durch die Nazi-Schergen gerettet. Am Vorabend hat er noch eine flammende Predigt gegen den Nationalsozialismus gehalten, und schon am nächsten Morgen klopften die Soldaten an die Tür der erzbischöflichen Wohnung. Da hat die Haushälterin ihnen nur mitteilen können, dass der Erzbischof in selbiger Nacht verstorben war …

Gegenüber dem aufkommenden Nationalsozialismus nahm der selbst von Antijudaismus nicht freie Waitz jedenfalls eine ablehnende Haltung ein und blieb auch nach dem "Anschluss" Österreichs an Hitlerdeutschland betont distanziert. Seinem schon in greifbare Nähe gerückten Vorhaben, in Salzburg eine katholische Universität zu gründen, bereiteten die nationalsozialistischen Machthaber dann auch ein jähes Ende.

Sigismund Waitz starb 77-jährig im Kriegsjahr 1941 und wurde in der Krypta des Salzburger Doms beigesetzt. Er war vielleicht eine der schillerndsten und auch einflussreichsten Persönlichkeiten der österreichischen Kirche in der bewegten ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Soeben ist im Verlag Tyrolia das Buch "Sigismund Waitz - Seelsorger, Theologe, Kirchenfürst" erschienen. Der vom Innsbrucker Wirtschafts- und Sozialhistoriker Prof. Helmut Alexander herausgegebene, bebilderte Sammelband enthält neun überarbeitete Referate, die im Oktober 2009 auf einem gemeinsam von Diözese Innsbruck und Universität Innsbruck veranstalteten Symposion über Waitz gehalten wurden.

Sigismund Waitz (1864-1941) stammte aus Brixen in Südtirol. Er war zunächst rühriger Lokalpolitiker und Redakteur im Fahrwasser der christlich-sozialen Bewegung, später dann Professor für Moraltheologie und Seelsorger im Schützengraben. Als Brixner Weihbischof und Generalvikar in Vorarlberg, Bischof der Apostolischen Administratur Innsbruck-Feldkirch und schließlich als Erzbischof von Salzburg nahm er wesentlichen Einfluss auf Kirche, Politik und Gesellschaft in Österreich.

Das Buch zeichnet den spannenden Lebensweg und das Wirken des arbeitseifrigen Kirchenmannes nach. Dem politischen Katholizismus und der Monarchie anhängend, war Waitz ein Vertrauter Karls I., des letzten Kaisers von Österreich. Er war ein Mitstreiter im vergeblichen Bemühen um den Erhalt der Tiroler Landeseinheit. Waitz gilt auch als Architekt des österreichischen Konkordats. (Kathpress/dpk)

„Sigismund Waitz - Seelsorger, Theologe und Kirchenfürst“, hrsg. von Helmut Alexander. 500 Seiten, 80 SW- u. Farbabb. Tyrolia Verlag, Innsbruck 2010. € 29.95.

 

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