Zur Kritik Minnas mondäne Mode (31.1.)

03/02/14 Mit einiger Verärgerung habe ich Ihre Einschätzung vom 31.01.14 über das Stück "Minna von Barnhelm" zur Kenntnis nehmen müssen. Zunächst scheint Ihre Kritik außerordentlich unausgewogen zu sein, da Sie sich ausnahmslos die Damen des Stücks vornehmen. Als ob die Herren nicht in Erscheinung getreten wären. Sie wollen doch nicht etwa den Anschein erwecken, als hätten Sie noch eine persönliche Rechnung mit Großgasteiner oder Carus offen? So klang es jedenfalls.
Aus welchem Grund gehen Sie die Protagonistinnen mit solch harschen Worten an, obwohl Sie lediglich Stilfragen verhandeln. Irrelevant, ob Sie "Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt" peinlich empfinden! Ist eh Geschmacksache. Diese Stelle könnte man auch so gewagt wie originell finden, je nachdem, ob man gewillt ist, sich wohlwollend auf das betont anachronistische Spiel einzulassen. Aber gerade dieses Wohlwollen habe ich bei Ihnen vermisst. Stattdessen schafften Sie bemüht auf wenigen Dutzend Zeilen einen verbiesterten und abschätzigen Text.
Wo bleibt Ihr Lob, das eine austarierte Kritik eigentlich immer mit aufweisen sollte? Keine Texthänger, keine Unkonzentriertheiten (Premiere!), eine mutige Interpretation und Inszenierung, ein gut aufeinander abgestimmtes Ensemble, bei dem man die Lust am Spielen des (schwierig zu sprechenden) Stoffs deutlich erkennt, ... Einem gerade erst zu Laufen lernenden Stück werfen Sie Knüppel zwischen die Beine und versuchen, viel Esprit, Motivation und Vorbereitungsmühen schon im Keim zu ersticken. Was soll das?
Ihre einseitige Kritik ist böswillig, stillos und daher meines Erachtens eines Chefredakteurs einer Kulturzeitung nun wirklich nicht würdig. Ich habe mich jedenfalls prächtig unterhalten gefühlt. Und wagen Sie es nicht, meine Empfindung als naiv oder unwissend zu bewerten. Das würde ich mir als passionierten Theatergänger mit inzwischen vielen Vergleichen verbitten...
Claus Hildner