Zur Schauspielbesprechung Die Glücksfee Angela Merkel und ihr EU-Theater (2.8.)

02/08/13 Bei einer von Ihnen vor vielen Jahren rezensierten Aufführung von Rossinis „Reise nach Reims“ an der Wiener Staatsoper habe ich Ihnen mit Vehemenz und einer Ihren Ausführungen adäquaten Schärfe, widersprochen.
Beim guten Lumpazivagabundus bin ich auch über weite Strecken nicht Ihrer Meinung jedoch und dies  wahrscheinlich altersbedingt, sanfter geworden und möchte Sie nur fragen, ob Ihre Formulierung, dass sich die Besucher „bereitwillig intellektuell unterfordern“ ließen, vielleicht darauf zurückzuführen ist, dass ganz einfach ein Bedarf danach besteht, auf gar nicht so niedrigem und durchaus oftmals auf nestroygerechtem Niveau, immerhin sind es höchst anerkannte Schauspieler die dabei agieren, unterhalten zu werden.
Ich kann mir im Zusammenhang damit ganz einfach nicht vorstellen, dass das Generalproben- und Premierenpublikum bereit gewesen wäre, seine intellektuellen Ansprüche im Kollektiv zurückzunehmen, nur um dem Leading-Team dieser Aufführung Freude zu bereiten.
Lassen Sie es doch zu, dass Menschen, die es sonst durchaus zu schätzen wissen, einem höchst anspruchsvollen kulturellen Geschehen mit Freude und Bewunderung beizuwohnen, einmal durch derlei Darbietungen ihren Emotionen freien Lauf zu lassen. Ich bin überzeugt davon, dass Nestroy Verständnis dafür gehabt hätte.
Gestatten Sie mir doch noch eine kleine Bosheit wenn ich Sie frage, ob berufsbedingt jahraus, jahrein mit kulturellen Veranstaltungen befasste Journalisten es gar nicht mehr in den Sinn kommt, sich von ihren hohen kulturellen und intellektuellen Ansprüchen gerecht werdenden Produktionen unterhalten zu lassen. Dies wäre eigentlich schade, oder?
Friedl Bahner