Zur Konzertkritik Melancholie, du liebliche Nymphe (31.8.)

22/09/12 Nach Rückkehr aus dem Urlaub - der am 30.08. mit dem Besuch des besagten Carreras-Liederabends im Rahmen der Salzburger Festspiele seinen stimmungsvollen Auftakt nahm - kam ich erst gestern dazu, die Rezensionen über das Recital von José Carreras im Haus für Mozart zu lesen, und ich muss gestehen, dass ich Ihren Artikel als ziemlich respektlos empfinde!
Mag sein, dass Herr Carreras - gerade in Salzburg - schon bessere Abende hatte. Auch trifft es wohl zu, dass der große katalanische Tenor heute nicht mehr so singt wie noch vor 30 Jahren - zu seinen Glanzzeiten unter Herbert von Karajan. Schließlich liegt es in der Natur der Sache, dass jede Stimme mit dem Alter reift - wenngleich sie auch an Glanz und Höhe einbüßt. Im Zusammenhang mit Carreras' diesjährigem Recital bei den Salzburger Festspielen von einer "künstlerischen Leichenfledderei" zu sprechen, ist jedoch der Gipfel der Respektlosigkeit!
Als Berufssängerin und Cellistin kann ich wohl von mir behaupten, dass auch ich über ein gewisses Maß an Urteilsvermögen verfüge und nicht ganz auf meinen Ohren sitze! So wundert es mich - ehrlich gesagt - immer wieder, wie einfach heutzutage solche niveaulosen Rezensionen Eingang in die Feuilletons angeblich hochwertiger Zeitungen finden - zumal sie in den meisten Fällen auch noch von Verfassern stammen, die in ihrem Leben noch nie (oder bestenfalls unter der Dusche!) einen Ton gesungen haben!
Ihrem Salzburger Kulturmagazin hatte ich eigentlich etwas mehr Sachverstand,  künstlerisches Niveau sowie Respekt vor einem der größten Tenöre unseres Jahrhunderts zugetraut, und ich bedauere zutiefst, dass in unserer Zeit des allgemeinen Kulturverfalls offensichtlich auch der Anstand und das Niveau immer mehr auf der Strecke bleiben!
Sylvia Kreye (Dipl. Sängerin und Staatl. geprüfte Musikpädagogin), Wien