Zur Besprechung Geniale Dinge und musikalischer Sondermüll (24.8.)

24/08/11 Gestern gab es im Großen Festspielhaus ein Solistenkonzert mit dem Schlagwerker Martin Grubinger. Es fehlen mir die Worte, um diesen Künstler zu würdigen. Unterstützt vom Dirigenten John Axelrod und dem Schleswig-Holstein Festival Orchester begeisterte Grubinger - in Höchstform - das Publikum in einer Weise, wie man es in diesem Haus nicht oft erlebt. Unvergesslich, eine wahre Festspielsensation.
Nun kommt aber leider das ABER: Die Aufführung stellt ans Publikum sehr hohe Ansprüche. Allein die immense Lautstärke beansprucht den Hörapparat derart, dass bald eine Ermüdung eintritt. Sechs anspruchsvolle Stücke mit zwei Pausen dauern von acht Uhr bis etwa zwölf Uhr.
Traurig, aber wahr: nach der zweiten Pause verlassen viele Besucher das Haus trotz  höchster Qualität des Gebotenen. "Ist bereits zu stark, als dass man's ertragen kann" heißt es im Rosenkavalier. Es ist mir unverständlich, warum die Programmgestalter nicht das Programm auf ZWEI Abende aufteilen. Es ist ein Wunder, dass der Schlagzeuger das durchhält, es ist aber kein Wunder, dass es dem Publikum einfach ZU VIEL ist und daher zu viel wird. Ein Stück gute Sachertorte ist köstlich, fünf ebenso gute nicht mehr verkraftbar.
Es fällt mir überhaupt auf, dass die Festspiele (Perner-Insel-Syndrom?) einen Hang zur Überlänge haben und dabei jegliche Aspekte von Konzentration, Urologie und Orthopädie vermissen lassen. Wenn dann die Qualität auch noch zu wünschen übrig lässt, fühle ich mich als Geisel. Die "weise Beschränkung" nicht zu respektieren, ist schlimmstenfalls eine Beschränktheit oder gut GEMEINTE Freigiebigkeit (wie sicher an diesem Abend).
Bitte also in Zukunft um Schonung der Ausübenden und ebenso der Genießen-Wollenden im Saal!
Ferdinand Dreyer