Zur „Cosi“-Besprechung Liebe im surrealistischen Versuchslabor (7.8.)

08/08/11 Oliver Schneiders kompetente, sprachlich subtile Kritiken zu lesen ist mir immer ein Vergnügen oder wenigstens eine Anregung. Was er über die Festspiel- Cosi schreibt ist sehr interessant und auch bedenkenswert. Trotzdem darf ich ganz simpel ohne philosophische Hintergründe einen Einwand erheben.
Mozarts (und ebenso Shakespeares) Genie besteht nicht zuletzt darin, das Ernste und Heitere, Tragische und Komisch organisch zu verbinden, zu ergänzen und so lebensnäher und erträglicher zu gestalten. Bei Shakespeare nennt man das trefflich "Comic Relief". So interessant es (vor allem für den Kenner) sein mag, eine Facette besonders betont dargeboten zu bekommen - der (die) Urheber des Werkes kommen nicht zu ihrem Recht. (Beckmesser als tragische Figur in Bayreuth war trotz gesanglicher Brillanz interessant, aber schmälerte Wagners komisches Talent.) Ich bin auch gegen Nachhilfeunterricht: Der Regisseur muss nicht das dezent Angedeutete VERDEUTLICHEN. Er unterschätzt das Publikum und korrigiert frech ein Genie! Das Pseudo-Happyend in Cosi bedarf keiner Verdeutlichung!
Einseitigkeit im Alltag wird nicht unbedingt geschätzt. In der INTERPRETIERENDEN Kunst profiliert sie sich auf Kosten des Genies. Ich höre schon die ZAUBERFORMEL "Freiheit der Kunst", die sich aber nicht bedingungslos auf die ausübenden, sondern vor allem auf schaffenden Künstler bezieht! Eine Biogasanlage statt der Wartburg ist und bleibt für mich halt eine unsinnige Blasphemie! Wenn die Bayreuther Erbinen das tun, halte ich sie für unkünstlerisch und niederträchtig. Aber da ist unsere Cosi noch meilenweit davon entfernt und steht "wie ein Felsen" im Meer der Interpretationen, umgeben vom "Oden der Liebe"!
Ferdinand Dreyer