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Die alte, die verlorene, die neue Heimat

FILMFESTIVAL RADSTADT

02/11/15 Das Filmfestival Radstadt hat seit Jahren einen deutlichen programmatischen Zuschnitt. „Wie jedes Jahr wird der Heimatbegriff zur Diskussion gestellt“, erklärt Elisabeth Schneider, die dieses Filmfestival heuer zum 14. Mal ausrichtet.

Das klassische Bild des „Heimatfilms“ mit unberührten Almwiesen, steilen Hängen und grünen Tälern sei nach wie vor ein Sehnsuchtsbild, so die Leiterin des Kulturkreises „Das Zentrum“. Im aktuellen Programm des Festivals (von 4. bis 7. November) beschäftigen sich einige Filmemacher mit den gängigen Klischees, hinterfragen die Scheinidylle, beobachten den Generationenwechsel („Der Bauer bleibst du“, „Wir von da oben“) und sorgen sich um den Ausverkauf unseres Landes („Landraub“, „Ausverkauf Europa“, „La Buena Vida“).

Insgesamt werden in Radstadt 25 Filme gezeigt, davon acht Salzburg-Premieren, fünf Österreich-Premieren. Zum ersten Mal sind auch Kurzfilme im Programm, etwa das Porträt des Fotografen Lois Hechenblaikner. Mit seinen überaus kritischen Fotografien zu Tourismus und Bauerntum in Tirol gilt er manchen als „Nestbeschmutzer“.

Gleich im ersten Kurzfilmprogramm am 4. Oktober nachmittags eine österreichische Erstaufführung: „Gesichter mit Geschichten“ ist eine feinfühlige Dokumentation über Südtiroler Menschen, die fast unglaubliche Lebensgeschichten erzählen. „Zum Ausdruck kommen dabei auch die Klänge, Dialekte und Rhythmen ihrer Südtiroler Heimat. Es geht um Geschwindigkeit und Entschleunigung, um Veränderungen und um das Immergleiche“, erklärt Regisseur Helmut Lechthaler.

Auch am ersten Festivaltag zu sehen: „Trenker - Der schmale Grat der Wahrheit”, ein Spielfilm von Wolfgang Murnberger. Luis Trenker, Eva Braun, Leni Riefenstahl – Protagonisten, die zeitgeschichtlich nicht wenig vorbelastet sind...

Nicht wenig Ehrgeiz hat man in Radstadt beim Programmieren: Eine höchst bemerkenswerte Rand-Europa-Geschichte ist beispielsweise der Streifen „Tristia – Eine Schwarzmeer-Odyssee.“ von dem Polen Stanislaw Mucha. Er und sein Team reisten einmal um das Schwarze Meer, stolze 5000 Kilometer in drei Monaten. Dabei erlebte der Dokumentarist Überraschungen vieler Art und jede Menge absurder Momente. An der Schnittstelle zwischen Europa und Asien prallen faszinierend schöne Küstengebiete und Bausünden, Multikultur und Vorurteile, Postkommunismus und wachsender Kapitalismus, Prunk und Armut aufeinander.

In den Tiroler Bergen hat der Dokumentarfilmer Benedikt Kuby den Bauern Heinz Wanner aufgestöbert. Dort am Hof ist die Zeit stehen geblieben („Der Bauer bleibst du“). Eine Österreich-Premiere ist der Film um das Leben des bedeutenden deutschen Architekten Gottfried Böhm und seiner Söhne („Die Böhms – Architektur einer Familie“). „An der Seite der Braut“ ist 2014 in Venedig mit dem Spezialpreis ausgezeichnet worden. (Das Zentrum/dpk-krie)

14. Filmfestival Radstadt, 4. bis 7. November – www.daszentrum.at
Bilder: Das Zentrum
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