Trompetenklang auch fürs Neujahrskonzert

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21/08/19 Es ist nicht so, dass der Salzburger LH-Stellvertreter und Kulturlandesrat Heinrich Schellhorn die Sommerferien für eine Schnupperlehre bei einem Instrumentenbauer nutzt. Schellhorn war bloß in Bischofshofen auf Betriebsbesuch bei der Firma Lechner, die im Vorjahr ihr 40jähriges Bestehen feierte.

Von Reinhard Kriechbaum

„Nach seiner Schlosserlehre bekam er eine Trompete in die Hand“, heißt es in einem Imagefilm über den Bischofshofener Instrumentenbauer Martin Lechner senior. „Warum klingt eine Trompete scharf, eine andere weich?“, habe er sich damals gefragt. Bei einem lokalen Instrumentenbauer, wo Martin Lechner sich für anderthalb Jahre für Reparatur-Arbeiten verdingte, fand er die Antwort nicht – aber danach in Deutschland. „Da hab ich innerhalb kurzer Zeit begriffen, worum es bei einem Instrument geht.“

Von Anfang an hat sich bewährt dass Lechner mit Profimusikern eng zusammen arbeitete. Josef Pomberger, aus St. Johann im Pongau stammend, war Lechners erster Trompetenlehrer. Ihm – Pomberger war damals schon Professor an der Wiener Musikuniversität und Mitglied der Wiener Philharmoniker – legte Martin Lechner die erste selbst gebaute Trompete vor.

Daran war natürlich im Wortsinn noch zu feilen, aber „1982 ist das Instrument so gut gewesen, dass es beim Neujahrskonzert hat eingesetzt werden können“.

Josef Pomberger war nicht der einzige, der auf Arbeit des Bischofshofener Instrumentenbauers Einfluss nahm, indem er konkret die Klangerwartungen ansprach: „Bei der Austestung und Weiterentwicklung der B-, C-, D-Trompeten kamen auch seine Kollegen des Orchesters, Josef Hell, Hans-Peter Schuh und Willi Kormann, hinzu und waren dem Aufstieg der jungen Firma maßgeblich behilflich.“

Schon 1980, also zwei Jahre nach Firmengründung, gab es erste Kontakte zu Blechbläsern aus den Reihen der Berliner Philharmoniker (Horst Eichler, Konradin Groth, Martin Kretzer und Georg Hilser). Eine Herausforderung kam 1984 vom Bach-Trompeten-Ensemble München: Damals wurde das Sortiment an Piccolotrompeten erweitert. Es galt nicht nur, Erwartungen aus dem Klassik-Bereich zu entsprechen: Ivan Presern (Alpenoberkrainer) brachte ab 1986 Ideen bei der Weiterentwicklung der Jazztrompete ein. Wenn am Sonntag (25.8.) im Blasmusikkonzert der Wiener Philharmoniker in der Felsenreitschule diesmal junge Musiker aus Vorarlberg, Liechtenstein, Salzburger gemeinsam mit philharmonischen Bläsern auftreten, kann man ziemlich sicher sein, dass da auch sehr viele Lechner-Instrumente klingen.

Aber auch sonst: Nicht nur im deutschen Sprachraumm schätzen Orchestermusiker die in Bischofshofen handgefertigten Blechblasinstrumente. Man fertigt im Regelfall auf Bestellung – drei bis fünf Instrumente pro Woche – und die Instrumente sind schon nach Chile, Brasilien, natürlich in der fernen Osten und in die USA verkauft worden. Klangbewusste Dirigent, so berichtet der Juniorchef, schätzten den weichen, eben europäischen Klang der Lechner-Blechinstrumente. 1994 gab's dafür den Exportpreis der Republik Österreich.

Heimische und international führende Musikerinnen und Musiker bauen auf die solide Handarbeit aus Bischofshofen. Daher sind es im Sommer immer viele Instrumente von Orchestermitgliedern, die bei den Salzburger Festspielen mitwirken, die in der Werkstatt wieder fit für neue musikalische Spitzenleistungen gemacht werden. „Diesen weltweit bekannten Handwerks-Betrieb in unserem Kulturland Salzburg ansässig zu haben, ist eine besondere Freude“, so Heinrich Schellhorn bei seinem Betriebsbesuch.

Das Unternehmen Lechner entwickelte sich von einem Einmannbetrieb zu drei selbständigen Fachbetrieben mit insgesamt zwanzig Mitarbeitern: Schon 1980 nämlich gründete man als zweites Standbein in der Bischofshofener Innenstadt ein Fachgeschäft für Beschallung, Harmonikas, Saiten- und Tasteninstrumente, das von Martin Lechners Bruder Alois geführt wird. Unterdessen geht die Tendenz bei elektronischen Schallanlagen eher zum Ausborgen, und so gibt es als eigenständigen Formenzweig nun auch die Lechner Event Engeneering KG. Die Geschäftsführung in Sachen Blechblasinstrumentenbau liegt seit 2008 bei Martin Lechner junior.

Es ist immer Luft nach oben: 2007 heimste man die Auszeichnung Creatives Handwerk durch die Wirtschaftskammer ein, für die Entwicklung der Österreichposaune in Zusammenarbeit mit den Posaunenquartetten Trombone Arte (Gernot Pracher), Trombonica (Simon Seidel), Mozarteum Salzburg (Sebastian Hauer, Bernhard Jauch) und der Musikuniversität Wien (Prof. Dietmar Küblböck)

Blasmusikkonzert der Wiener Philharmoniker, 25. August, 11.30 Uhr, Felsenreitschule, Zählkarten im Ticketcenter der Festspiele (Hofstallgasse 1)
Bilder: Land Salzburg/Neumayr/Probst