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Alte Liebe. Alte Briefe. Alte Schrift.

TAURISKA / AUSSTELLUNG / FASZINATION HANDSCHRIFT

17/05/19 Wie haben wir es in der Schule gehasst! Heute ist „Schönschreiben“ – oder auch nur lesbar schreiben – eine Kunst, die verloren geht. Die derzeitige offzielle Österreichische Schulschrift ist unorganisch und eckig, flüssiges Schreiben kann sich nur mit Mühe entwickeln. Dabei haben unsere Kinder Glück: Immerhin wird „bei uns“ noch eine Schreibschrift in der Volksschule gelehrt.

Von Heidemarie Klabacher

In Finnland, einigen US-Bundesstaaten, in Japan oder Korea lernen die Kinder teils überhaupt keine Schreibschrift in der Grundschule mehr. Dabei ist bekannt: „Studien belegen, dass wir uns Sachverhalte viel besser merken, wenn wir sie handschriftlich festhalten, anstatt sie – in der Schule oder an der Universität – in die Tastatur zu klopfen“, heißt es in der Einladung zur Ausstellung Faszination Handschrift, die heute Freitag (17.5.) im Kammerlanderstall eröffnet wird. Es geht den Verantwortlichen nicht nur um manuelle Fertigkeit und praktischen Nutzen, vor allem will man „die Freude am Schreiben“ fördern.

Schreiben in seiner Hochform ist eine Kunst in allen Hochkulturen. Kostbarkeiten der Buchkunst in unserem Kulturkreis – seit dem frühen Mittelalter in Silbertinte oder simpler Eisen-Gallus-Tinte von Mönchen mit zugeschnittenen Gänsefedern mit der Hand auf Pergament geschrieben – lassen uns heute den Atem anhalten. Islamische oder fernöstliche Kalligraphien sind ebensolch unschätzbare und teils noch viel viel ältere Kulturzeugen.

Nicht alles Geschriebene muss im Tresor oder hinter Panzerglas aufbewahrt und von Security und Kameras überwacht werden – und ist doch von überragendem Erinnerungs-Wert: Mit historischen Schriftstücken, Dokumenten und Manuskripten gebe die Ausstellung im Kammerlandstadl einen Überblick über den Gebrauch der menschlichen Handschrift seit immerhin 1557 bis heute. Neben kostbaren handschriftlichen Schätzen aus dem Archiv Neukirchen werden über Generationen bewahrte Briefe, Karten, Kochbücher oder Zeugnisse gezeigt.

Es muss also kein purpurgefärbtes Pergament sein, das die Schrift trägt. Auch Geschriebenes auf Papier erhält sich oft erstaunlich gut und lange. Man wolle dem aktuellen Verschwinden der persönlichen Handschrift entgegenwirken, sagen Susanna Vötter-Dankl und Christian Vötter von Tauriska. „Handgezeichnete Pläne, alte Briefe und Postkarten, Kochbücher, Schulzeugnisse oder Musiknoten... Sie alle geben Zeugnis von im Laufe eines Lebens individuell entwickelten Handschriften.“

Darüber hinaus spanne eine „illustre Reihe von künstlerischen Arbeiten“, darunter etwa eine Kinderschrift ins Bild gestickt oder social media Kommentare im Kleid verewigt, den Bogen ins Heute.

Zeitgleich gezeigt wird die ergänzende Sonderausstellung Fotokunst. Handschrift und Handwerk. Der Bramberger Bäckermeister Fritz Daxenbichler, dessen Vater und Großvater schon fotografiert haben, zeigt Schwarz-Weiß-Fotografien. Wie seine Vorfahren arbeitet Fritz Daxenbichler noch heute gerne analog, teils sogar noch mit einer alten Mittelformat-Falkamera oder Vaters Praktica-Kamera.

Daxenbichlers Sammlung umfasst Spiegelreflex-Kameras aus 1960 bis 1980, aber auch Raritäten wie eine legendäre russische „Zenit“. Seine Kameras sowie historisches Bildmaterial präsentiert Fritz Daxenbichler im Bäckerhaus. In der Ausstellung des Vereins Tauriska zeigt er experimentelle Arbeiten, sowie ein Projekt, das er mit Schüler und Schülerinnen der Neuen Mittelschule Bramberg umgesetzt hat.

Zahlreiche Leihgeber vom Archiv Neukirchen bis zum Sigl-Haus St. Georgen ermöglichen die Schau Faszination Handschrift. Mit ihren Arbeiten vertreten sind Künstlerinnen und Künstler, Kalligraphinnen und Schriftexperten wie Sonja Brandl aus Obertrum, Rita Hackl Saalfelden, Stefan Kaiser Neukirchen, Irina Kendlbacher Russland/Salzburg, Karl Hartwig Kaltner, Puch, Volker Lauth Uttendorf, Brigitte Leben Hallein, Andreas Palfinger Rauris, Rita Sammer Wien, Doris Schamp Bramberg, Hanna Weichselbaumer Innsbruck, Katharina Zlöbl Salzburg/Neukirchen, Evelyn Christina Wallner Bramberg/China.

Faszination Handschrift – Ausstellung  im Kammerlanderstadl bis 17. Oktober www.tauriska.at -
Bilder: Tauriska/Rita Hackl

 

 

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