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Die Gotik hinter Dispersion und Zementputz

KULTUR IM LAND / ST. MICHAEL / GOTIK

06/08/16 Mit veranschlagten Gesamtkosten von 1,6 Millionen Euro wird die Filialkirche St. Martin in der Gemeinde St. Michael im Lungau von Grund auf saniert. Das Land steuerte rund 200.000 Euro aus dem Budget des Referates zur Erhaltung des kulturellen Erbes bei.

Schon die Römer dürften an dieser Stelle eine Kultstätte betrieben haben: zahlreiche römische Epitaphien im romanischen Bruchsteingemäuer der Filialkirche St. Martin im Lungau, die bei den Sanierungsarbeiten entdeckt wurden, zeugen davon. Urkundlich erstmals greifbar ist das Gotteshaus 1163. Restaurator Heinz Michael hat sich die akribische Wiederherstellung des gotischen Erscheinungsbildes als Ziel gesetzt.

Seit fünf Jahren wird die Kirche bereits saniert, ein Großteil der Arbeiten ist abgeschlossen.

Bislang wurden insgesamt rund 20.000 Arbeitsstunden eingesetzt. Der Zementputz, der nach dem Brand der Kirche bei Sanierungsarbeiten im Jahr 1925 auf den Außenwänden aufgebracht worden war, wurde auf einer Fläche von sechshundert Quadratmetern abgenommen und es wurde so wieder der gotische Bestand freigelegt.

Auch am Turm hat man die Dispersionsfarbe abgenommen und dafür die originale Pigmentierung der gotischen Farben analysiert und nachgemischt. Bei dieser Gelegenheit wurden auch die gotischen Friese des Turmes freigelegt und rekonstruiert.

An der Südfassade beim Eingangsportal kamen ein Hl. Christophorus und eine Sonnenuhr aus dem Jahr 1520 zum Vorschein. Im Inneren der Kirche wurde über der Tabernakelnische im Chor der Nordwand ein Fresko aus 1500 mit der Auferstehung Christi freigelegt. Angrenzend an dieses Fresko finden sich noch ältere gotische und romanische Bemalungen an Wand- und Deckenflächen.

Auch der Großteil der Inneneinrichtung ist bereits restauriert. Manches steht noch an, wie zum Beispiel die Kanzel oder der Kreuzweg mit den Hinterglasmalereien aus dem späten 18. Jahrhundert, die in ihrer Malweise einzigartig in Salzburg sind. Für Figuren bei den Altären oder die Restaurierung von Gemälden werden von der Pfarre noch Patinnen und Paten zur finanziellen Unterstützung gesucht. Offen ist noch, in welchem Umfang die Orgel aus den Jahren 1670/1680 restauriert werden soll. (Landeskorrespondenz)

Am kommenden Freitag (9.9.) wird die Kirche geweiht, tags darauf werden die während der Sanierungsarbeiten entdeckten Grabbeigaben aus dem 9. bis 11. Jahrhundert der Öffentlichkeit präsentiert.
Bilder: Landesmedienzentrum / Christian Haller

 

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