Auf Partnersuche im Häusl

HINTERGRUND / SALZBURGER FREILICHTMUSEUM

18/08/16 „Ausgedampft!“ schreibt das Salzburger Freilichtmuseum über seine Presseaussendung zur Dauerausstellung „Gaisbergbahn“ in der wiedererrichteten Lokremise. „Ausgedampft“ hat auch das Plumpsklo, das ebenfalls wieder errichtet wurde. Bahnhofstoiletten gibt es ja nicht erst seit der Erfindung der Wasserspülung.

Ein Stück Alltagsgeschichte stellen die teils in Kurrentschrift verfassten „Graffitis“ im Damenklo dar, zum Beispiel: „2. 17. Järige Mädchen aus […] suchen 2 Burschen z. Hoagasten zum Tanzen“ oder – diesmal von einem Mann verfasst: „suche Mädchen oder Frau bis 60 Jahre zum spielen / ich mache alles gut / Hansi“.

Am kleinen Häusl neben dem großen (wo sogar Lokomotiven Platz haben) sollte man also nicht achtlos vorbei gehen. Es stand ab 1906 an der Haltestelle Böckstein. Die Planzeichnung der „K.K. General-Direction der Österreichischen Staatsbahnen“ für das hölzerne „Häusl“ mit Damen- und eine Herrenseite stammt bereits von 1894. Es ist anzunehmen, dass im alten Österreich an zahlreichen Haltestellen typengleiche Toilettenhäuschen standen.

Für den heutigen Ernstfall gibt es im Salzburger Freilichtmuseum modernere, aber kaum stimmungsvollere Örtlichkeiten. Im Mittelpunkt des Interesses steht am Sonntag (21.8.) aber die dann zu eröffnende Dauerausstellung über die Gaisbergbahn in der Lokomotivremise, einem markanten Gebäude mit Fachwerkwänden mit Ziegelfüllung. Die neuen Museumsattraktionen befinden sich im Bereich des Bahnhofs „Flachgau“ der Museumsbahn und bilden eine attraktive Ergänzung des musealen Bahnhofsviertels.

Die Remise wurde 1908 am Bahnhof von Böckstein errichtet und diente bis zur Elektrifizierung der Tauernbahn Ende 1933 als Heizhaus für Dampflokomotiven. Später waren hier die sogenannten „Turmwagen“ (die fahrbaren Podeste zur Reparatur der Oberleitungen) eingestellt.

Jetzt steht eine Originalgarnitur der ehemaligen Zahnradbahn auf den Gaisberg drin: die Zahnraddampflok Nr. 1 und der Personenwaggon Nr. 6, als Leihgaben des Technischen Museums in Wien. Die Übersiedlung nach Salzburg kam auf Anregung des früheren Salzburger Verkehrsdirektors Gunter Mackinger zustande. Beide Fahrzeuge wurden 1886 in der Maschinenfabrik Esslingen gebaut.

Lang ist sie nicht gefahren, die Gaisbergbahn: 1887 wurde sie eröffnet, im Herbst 1928 hat man den Betrieb bereits eingestellt. Zwischen 35 und 47 Minuten war man bergwärts unterwegs, interessanterweise dauerte die Bahnfahrt bergab deutlich länger (46–53 Minuten). 845,7 Höhenmeter legte man auf der 5,3 Kilometer langen Strecke zurück.

Mit den neuen Einrichtungen bietet das Freilichtmuseum mit seinen Bauten, Fahrzeugen und Kleinausstellungen nun einen umfangreichen und interessanten Querschnitt zur Salzburger Eisenbahngeschichte: Von der Gaisbergbahn ist die Haltestellengebäude Zistel-Alpe nach Originalplänen nachgebaut, von der „Ischlerbahn“ das  Haltestellengebäude Söllheim. Von der Murtalbahn ist das Haltestellengebäude Lintsching erhalten. Wenn jetzt wieder einmal heftig diskutiert wird über S-Bahnen auf Stadtgebiet, darf man getrost über das Schicksal solcher Bahnen nachdenken. Sie waren eben nicht nur zur Partnersuche dienlich.

Nicht zu vergessen auf die Eisenbahn als Industriegerät in Form von Feldbahnen: Da gibt es eine Kaprun-Lore (TKW-Kaprun/Diabaswerk Saalfelden), einen Torfwagen (Torfwerk Bürmoos, Torfwerk Ainring), eine Kipplore (verschiedene Baustellen Stadt Salzburg) und die Lok mit dem reizvollen namen „Eva“ (Torfwerk Bürmoos) zu sehen. Dem Thema „Feldbahnen“ ist eine eigene Dauerausstellung gewidmet. (Freilichtmuseum/dpk-krie)

Eröffnung der neuen Gebäude und der Gaisbergbahn-Ausstellung am Sonntag (21.8.) um 14 Uhr – www.freilichtmuseum.com
Bilder: Salzburger Freilichtmuseum