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Archaischen Mythen und High Tech

ORF3-THEMENABEND / HUBERT LEPKA

08/05/12 Wahrscheinlich wäre die Sache ja ganz anders ausgegangen, hätte sich Hannibal gar nicht erst auf dickhäutige Rüsseltiere eingelassen, sondern gleich auf Pistengeräte, Hubschrauber, Motorcrossmaschinen und dergleichen hilfreiches und geländetaugliches Gerät gesetzt – so wie der Technikthater-Freak Hubert Lepka.

Für Lepka ist es deshalb auch nicht bei einer Alpenüberquerung geblieben. Über Jahre wurde er nach Sölden eingeladen, um auf dem Rettenbachferner im Tiroler Sölden sein gewaltiges Mythen-Drama „Hannibal“ vorzuführen. Während andere Skigebiete auf Events mit Popstars setzen, hatte man in Sölden zu Saisonende mit „Hannibal“ ein kulturelles Schau-Spektakel der Sonderklasse im Angebot.

Heute Dienstag (8.5.) widmet ORF3 dem notorischen Grenzüberschreiter Hubert Lepka einen Schwerpunkt: “Die lange Nacht der Lawine Torrèn”, ab 23 Uhr. So heißt das Künstlernetzwerk, das Hubert Lepka 1992 ins Leben rief. Bekannt wurde die Gruppe durch Großrauminszenierungen an ungewöhnlichen Orten. Landschaft, Architektur, Historie und Mythologie und immer auch ein gerüttelt Maß an Technik bestimmen die Produktionen von Hubert Lepka. Als der Hangar7 eröffnet wurde, zog Lepka eine ansehnliche Himmels-Show ab…

„Lawine Torrèn“ bewegt sich an einer Grenzlinie zwischen  Kunst und Wirtschaft. „Auf der Suche nach neuen, unkonventionellen Wegen der Kommunikation arbeiten Unternehmen aus Tourismus, Industrie, Wirtschaft regelmäßig mit dem Künstlernetzwerk zusammen“, erklärt der 1958 in Ried geborene Hubert Lepka. Tänzer, Schauspieler, Maschinen – ein Konglomerat, unter das Lepka auch Videoarbeiten mischt. Diesen komplexen Video-Hintergründen, die Lepka im internen Fachjargon “Teppiche” nennt, werden während der spektakulären Aufführungen der „Gesamtkunstwerke“ oft nicht so bewusst wahrgenommen. ORF III, der Spartenkanal für Kultur und Information, holt sie sozusagen exklusiv auf die Mattscheibe: Die Filmminiaturen in der Länge von 60 Sekunden, also sozusagen im Format eines Werbespots, zeigen Ausschnitte aus dem Footage-Material der Großraumperformances von Lawine Torrèn und werden dadurch zu eigenständigen kleinen „Kunsträumen“. 26 Stück hat ORFIII seit 1. Mai täglich ausgestrahlt.

Heute Dienstag (8.5.) als der nächtliche Showown. Wer in „Hannibal“ hineinschnuppern möchte, denkt lieber nicht an Schlaf, denn diese Episode beginnt erst um 3.55 Uhr morgens. Die „Lange Nacht der Lawine Torrèn“ nimmt mit „BABY JET“ um 23 Uhr ihren Ausgang. Das war ein Projekt zur Linzer Klangwolke 2010. 90.000 Zuschauer erlebten damals einen echten Railjet am Treppelweg der Donaulände, einen imaginären Kunstraub im Lentos und die Vision eines europäischen Metrosystems. Schnell unterwegs war auch Jochen Rindt, dem Hubert Lepka eine Rennfahreroper auf dem Salzburgring widmete (zu sehen ab Mitternacht). „Leviathan“ und „Mars“ spiegeln Hubert Lepkas Affinität zu mythischen Stoffen, wogegen die „Teilung am Fluss“ die unmittelbare österreichische Zeitgeschichte angesprochen hat: Was wäre gewesen, wenn es 1955 zu keinem Staatsvertrag gekommen wäre, wenn also Österreich wie Deutschland auf Jahrzehnte ein geteiltes Land geworden wäre?
(Lawine Torrèn/dpk-krie)

Informationen zu den Stücken: www.torren.at – ORF3-Schwerpunkt: programm.orf.at
Bilder: Lawine Torrèn (2); ORF (1); Magdalena Lepka, Wolfgang Kirchner

 

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