„Das Bild von Salzburg, das sonst nicht vorkommt“

ZEHN JAHRE FS1

21/02/22 Gerade in den beiden Corona-Jahren mit vielen Schließmonaten hat sich FS1 als der Salzburger Kultur-Sender bewiesen. Besser gesagt, bestätigt. Zu beweisen ist ja nichts mehr: Dass FS1 ein Medium ist, auf dem man lokale und regionale Veranstaltungen sonder Zahl (nach)sehen kann, ist längst bekannt.

Von Reinhard Kriechbaum

„Pandemiebedingt hat sich der Sender als der Partner für digitale Umsetzung für Salzburgs Freie Kulturszene etabliert“, bestätigt Markus Weisheitinger-Herrmann, der Programm-Geschäftsführer von FS1. Er kündigte in einem Pressegespräch am Donnerstag (17.2.) weitere Initiativen in diese Richtung an. Derzeit evaluiere man gerade eine eigene Onlineplattform für Kultur.

Heuer feiert man das Zehn-Jahre-Jubiläum. Am 16. Februar 2012, ging das Programm von FS1 erstmals im Netz der Salzburg AG auf Sendung. Wenn auch noch ohne Studio, mit Vorproduktionen vor allem der Salzburger Kulturszene. Der Sende-Server stand damals im Keller des Kunstquartiers in der Bergstraße. Das Studio dort wurde erst einige Monate später, im Juni 2012 eröffnet.

Vorausgegangen waren mehr als zwei Jahre Aufbauarbeit eines Netzwerks an Kooperationspartnerschaften. „Nötig war auch ein ein intensives Lobbying bei Stadt und Land Salzburg, die nötige Kofinanzierung für die neunzig Prozent Bundesmittel – nationale Rundfunkgebühren des nicht-kommerziellen Rundfunkfonds NKRF – zu stellen“, erinnert sich Alf Altendorf, der als Geschäftsführer fürs Geld bei FS zuständig ist. „Besonders das Land Salzburg – damals wurde das Kulturressort noch von David Brenner (SPÖ) geführt – stellte sich als Hürde dar und versuchte den Sender zu blockieren“, so Altendorf. Aber „verhindern ließ sich das Projekt aber nicht“. Die positiven Stimmen aus der Zivilgesellschaft Salzburgs seien damals nicht zu überhören gewesen. Und hoch war auch der Anteil der Bundesgelder, die nur geringe Zuschüsse von Stadt und Land erforderten, und dadurch eine hohe Rentabilität dieser Zuschüsse erwarten ließen, erklärt Alf Altendorf. „Ein von Anfang an professionell aufgezogenes stabiles Unternehmen garantierte, dass trotz demokratischer Elemente für die Sendungsmacherinnen und -macher auch erfolgreich gewirtschaftet werden kann.“

Seit Jänner 2022 hat FS1 eine mehrjährige „Mittelfristige Fördervereinbarung“ mit dem Land Salzburg, der die vielfältigen Kooperationsprojekte in einer Zielvereinbarung zusammenfaßt. Dies soll die administrative Abwicklung für beide Seiten vereinfachen. Im zweiten Halbjahr 2020 konnte FS1 faire Löhne für Angestellte und Honorarkräfte aus Corona-Sondermitteln bezahlen.

Zahlen, auf die man im Jubiläumsjahr stolz ist: Seit 2012 wurden 3.900 Stunden Eigenproduktion hergestellt, 87.600 Stunden Fernsehen ausgestrahlt und 6.122 Personen ausgebildet. Ganz zentral sind ja „Ausbildungsformate, in denen wir Volontärinnen und Volontäre qualifizieren.“ Produziert werden TV-Formate wie Berichte, Kommentare, Reportagen, Musikvideos. „Wir sind das Bild von Salzburg, das sonst nicht vorkommt“, heißt es selbstbewusst auf der FS1-Website.

Die Ideologie: „Wir folgen dem historischen Konzept der Selbstermächtigung nach Bertold Brecht: Jeder Rezipient, jede Rezipientin soll auch Produzent oder Produzentin sein können.“ Vermittelt werde „professionelles, kritisches Produzieren und einfache Teilhabe für Menschen, die keinen Zugang zu Wissen und Technik haben“. Die Angestellten von FS1 coachen diese Community. Und das in einem engen finanziellen Rahmen: FS1 setzt insgesamt 650.000 Euro in den beiden Unternehmen „BetriebsgesmbH“ und „InfrastrukturgesmbH“ um.

Keine Frage, dass der kaumännische Leiter von FS1 auch und gerade im Jubiläumsjahr des freien Senders Forderungen an die Politik hat: „Schon vor mehr als zehn Jahren wurde immer wieder die zumindest teilweise Verwendung der Landesmedienabgabe für Medienförderungen gefordert“, sagt er. Es könne nicht sein, dass hohe Anteile der GIS-Gebühren (2022 etwa 15 Millionen Euro) jährlich ins Landesbudget fließen, aber man dann kaum Mittel für die Medienförderungen vor Ort aufbringe. Der Beitrag des Landes Salzburg aus dieser Einnahme seien aktuell 0,65 Prozent oder 96.500 Euro gemeinsam für Salzburgs Community Medien Radiofabrik und FS1. Weiters fordert Als Altendorf die Bundesregierung auf, endlich die im Regierungsprogramm festgehaltene Erhöhung des NKRF in Angriff zu nehmen. Die vergangenen Wirren im Bundeskanzleramt und die COVID19-Pandemie dürften nicht verhindern, dass wichtige medienpolitische Weichenstellungen liegen bleiben.

Aus den ersten zehn Jahren von FS1 – fs1.tv/info/geschichte-fs1
Bild: FS1