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Wenn er liebt, zwickt er

IM KINO / BIRNENKUCHEN MIT LAVENDEL

13/04/16 Zuerst rennt er ihr ins Auto. Dann rettet er ihre Birnenernte. Vor dem Happy-End – auch die Kinder wollen den stillen sturen Mann in Haus und Hof – gibt es zwischen Obstgarten und Lavendelfeld sanfte Komplikationen.

Von Heidemarie Klabacher

Luise bewirtschaftet alleine und mit viel Mühe den Birnenhof ihres verunglückten Ehemannes, nicht für voll genommen von den Dörflern und der Genossenschaft, im Dauerclinch mit der Bank. Es steht nicht gut um Luise und ihr malerisches Anwesen. Da läuft ihr Pierre vor’s Auto.

Auf dem Feldweg inmitten von grünen Hügeln und blühenden Feldern passiert niemandem was, und das Leben aller Beteiligten nimmt die dem Umfeld entsprechende Wendung ins Idyll.

Allein die Entspannungs-Film-Musik sollte einen nervös machen, tut es aber genauso wenig, wie die Dauereinstellung auf sanft im Wind wogende Halme oder Blütenzweige im Sommer-Sonnenlicht. Éric Besnards Film „Birnenkuchen mit Lavendel“ entstand in zwar in Zusammenarbeit mit der Region Rhône-Alps ist trotz Heile-Welt-Hochglanz erstaunlicherweise mehr als ein Werbefilm für eine Traum-Destination. Er erzählt die Geschichte zweier Menschen im Sommer-Sonnenlicht – und das darf auch einmal genug sein. Asperger-Syndrom ist, ganz unmedizinisch gesagt, wenn einer überaus intelligent und überaus introvertiert ist. „Was hat er?“, frag Luise, die hinreißend natürlich und zurückhaltend agierende Virginie Efira, „er ist anders“. „Er ist ehrlich zuverlässig treu, erlügt nie, interessiert sich nicht für Geld und will niemanden Böses. Anders als die meisten Menschen also“, sagt der Buchhändler, bei dem Pierre schon als Kind Unterschlupf gefunden hat, der souverän liebenswürdige, ein ganz klein wenig gottvaterhafte Hervé Pierre.

Benjamin Lavernhe als Pierre ist ein wenig pedantisch – die Korrespondenz auf Luises Schreibtisch und die Marmeladengläser in der Küche ordnet er mit Zauberhand – und ein wenig auf Zahlen fixiert: Er mag die „37“, obwohl ihm die „23“ lieber ist. „Sie sind 37“, sagt Pierre, der übrigens in aller Stille ein Computerfreak und begnadeter Hacker ist. „Eine schöne Zahl, eine Primzahl. Aber die 23 ist mir lieber.“ Luise will schon pikiert sein, aber die Zahl „37 ist lindgrün, man kann sie nicht umdrehen“. Luise nimmt das als Kompliment.

Es sind die vielen kleinen überaus witzigen Dialog-Schnitzelchen (für große Reden ist der stille Pierre disponiert), die „Birnenkuchen mit Lavendel“ ihren subtilen Reiz verleihen. Die Krankheit, wenn es denn eine ist, wird weder poetisiert noch problematisiert. Die farbigen Klebepunkte, die Pierre geradezu zwanghaft – als Schutzmechanismus – in die Welt klebt, tragen auch zu deren Verschönerung bei. Gerettete Obstbäume, 37 Blumensträuße, zwei glückliche Kinder… Ein Film - und kein Filmchen - voll Ruhe und Poesie. Schlecht?

Birnenkuchen mit Lavendel – in Kooperation mit Das Kino im Oval im Europark am Kino-Mittwoch (13.4.) um 19.30 und am Kino-Samstag (23.4.) um 17 Uhr – www.oval.at
Bilder: Filmladen

 

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