Spannung aus Worten, nicht aus Taten

NEU IM KINO / A DANGEROUS METHOD

16/11/11 "A Dangerous Method" gilt als der bisher konventionellste Film des kanadischen Regie-Exzentrikers David Cronenberg: Opulente Locations, elegant fotografierte Bilder, detailgetreu gestaltete Kostüme und eine Starbesetzung sind tatsächlich nicht das, was man vom Regisseur von Videodrome, Naked Lunch oder Crash erwarten würde.

Von Andreas Öttl

Auch wenn sein typischer düsterer Stil einer Hochglanzoptik gewichen ist: "A Dangerous Method" ist trotzdem ein richtiger Cronenberg-Film. Nur dass dieses Mal die dunklen Obsessionen (der deutsche Verleihtitel lautet nicht umsonst "Eine dunkle Begierde") unter der sauberen Oberfläche versteckt sind. Es dauert auch nicht lange, bis sie zum Vorschein kommen, in der auf wahren Begebenheiten basierenden Geschichte über die Beziehung zwischen den beiden Psychoanalytikern Sigmund Freud und Carl Gustav Jung und ihrer Patientin, der jungen Sabrina Spielrein, die später selbst eine der ersten weiblichen Psychoanalytikerinnen werden sollte.

Dennoch, es fehlt etwas in diesem Film, der sich zu sehr bemüht, perfekt zu sein, oder den stimmberechtigten Oscar-Wählern zu gefallen. Vielleicht weit hergeholt - die goldene Statuette könnte tatsächlich in den Köpfen herumgegeistert sein: David Cronenberg hat noch keine daheim stehen, und die  Produzent Jeremy Thomas - für „Der letzte Kaiser“ - ist auch schon 23 Jahre alt.

„A Dangerous Method“ ist zweifellos ein gut gemachter, intelligenter Film, aber mehr als gehobenes Unterhaltungskino ist er nicht. Der Streifen fühlt sich etwa - trotz all der schönen historischen Details - nicht wirklich authentisch an.

Das mag an der Besetzung liegen, bei der auch die größte Schwachstelle finden ist: Keira Knightley. Beginnend mit ihrem fragilen Auftreten und ihrem aufgesetzten russischen Akzent ist sie der Rolle einfach nicht gewachsen. Gerade am Anfang ist ihre Interpretation der Hysterie ihrer Figur alles andere als subtil. Schlimmer ist, dass sie sich bis zum Ende des Films zur starken, unabhängigen Frau entwickeln sollte, die den beiden dominierenden männlichen Figuren Paroli bietet. Im Vergleich mit den männlichen Partnern - den weitaus besseren Schauspielern Michael Fassbender und Viggo Mortensen - bleibt sie das schwache Glied.

Dennoch ist „A Dangerous Method“ eine willkommene Ausnahme im Mainstream-Kino, da es ein Film ist, der das Publikum intellektuell fordert. Seine Spannung bezieht der Film aus Worten, nicht aus Taten. Doch leider reichen auch die Worte nicht für einen großen Film. Für einen Film, der auf einem Theaterstück mit dem Titel „The Talking Cure“ beruht und dessen Protagonisten zwei der bedeutendsten Psychoanalytiker des 20. Jahrhunderts sind, hat „A Dangerous Method“ überraschend wenig zu sagen.

Bilder: adangerousmethod-themovie.com