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Ein fast zu "großer" Film

NEU IM KINO / THE TREE OF LIFE

28/09/11 Der amerikanische Filmemacher Terrence Malick ist in der internationalen Filmszene eine geradezu mythische Figur. Der oft als Poet bezeichnete Regisseur, Drehbuchautor und Produzent ist öffentlichkeitsscheu und dreht nur sehr selten Filme - aber wenn, dann sind dies meist außergewöhnliche Werke mit einer unverkennbaren Handschrift.

Von Andreas Öttl

altSein neues Epos „The Tree of Life“ erhielt heuer in Cannes – trotz starker Konkurrenz – die Goldene Palme. "It had the size, the importance, the intention, whatever you want to call it, that seemed to fit the prize." So die etwas verlegene Begründung des Jurypräsidenten Robert de Niro. Größe, Wichtigkeit und gute Absicht kann man Terrence Malick nicht absprechen. Aber ist allein der Wille zu einem großen und wichtigen Film schon genug, diesen gleich mit dem wichtigsten internationalen Filmpreis auszuzeichnen?

"The Tree of Life" ist zwar von höchstem Niveau, dennoch wird man das Gefühl nicht los, dass hier ein alternder großer Regisseur unbedingt sein endgültiges Meisterwerk drehen wollte. Malick verzichtet zum Großteil auf eine klassische Erzählstruktur, überfrachtet den Film aber mit Themen, die vom Patriarchat der 50er bis zur aktuellen Wirtschaftskrise reichen.

altDazu gibt es eine Vielzahl von Symbolen und religiösen Anspielungen. Der Zusammenhang erschließt sich dabei nicht immer. Zumindest nicht jenem Teil des Publikums, das nicht über die Intelligenz des Regisseurs verfügt, der seinerseits in Harvard und Oxford Philosophie studiert hat. Es hängt daher wohl von der Betrachtungsweise ab, ob man den Film genial oder prätentiös findet.

Ebenso ambitioniert,wie auf der inhaltlichen Ebene ist der Film auch, was die visuelle Umsetzung anbelangt. Zweifellos sind die Bilder des Films gewaltig. Sie wirken jedoch mitunter künstlich. Eigentlich paradox für einen Film der – wie alle Filme von Terrence Malick – die natürliche Schönheit der Natur zelebriert. Der Soundtrack ist sehr emotional und scheint die unterdrückten Gefühle der Protagonisten ausgleichen zu wollen.

altMan muss dennoch dafür dankbar sein, dass es noch Filmemacher wie Terrence Malick gibt und Filme wie „The Tree of Life“. Filme, die bewusst die Spielregeln brechen und sich weigern, festgefahrene Erzählmuster zu verwenden. Filme, die das Potential haben, den Zuseher auf eine andere Bewusstseinsebene zu tragen. Ein solcher Film war auch Stanley Kubrick’s „2001“, der damals auch von vielen Kritikern missverstanden wurde. Gerade hier - nicht zuletzt aufgrund der metaphysischen Ebene und den expressionistischen Tricksequenzen von "The Tree of Life", (die ebenso wie bei „2001“ von Douglas Trumbull stammen) - drängst sich ein Vergleich der beiden Meisterfilme auf. Dennoch ist Kubrick’s Film mit souveräner Leichtigkeit inszeniert, während Malick’s Regiearbeit zäh und mitunter verkrampft wirkt.

Aufgeschlossene Kinobesucher werden dem komplexen Film, der im Kern ein elegischer Abgesang auf den amerikanischen Traum ist, dennoch viel abgewinnen können. Ohne Zweifel ist "The Tree of Life" ein Film, den man gesehen haben muss. Vielleicht auch nur deshalb, um sich dann guten Gewissens wieder weniger bedeutungsschweren Streifen zuwenden zu können.

Derzeit im Elmo Kino
Bilder: www.tree-of-life-film.de

 

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